Ökonom: Warum die Energiewende floppen muss
Ökonomische Denkfehler
„Der weltweite CO2-Ausstoß wird durch einseitige politische Maßnahmen beschleunigt". Zu diesem deutlichen Urteil gegen Berlins Energiepolitik kommt der Wirtschaftswissenschaftler Johannes Bachmann. Der Bundeswehroffizier wurde im Themenkomplex „Klimapolitik" promoviert. Zuletzt hat er die Energiewende – insbesondere mit Blick auf die Vorschläge der „Kohlekommission" – unter die Lupe genommen. Und weist auf eklatante Denkfehler hin. In kleinem Kreis hat Bachmann diese Punkte dargelegt. Seine Argumentation:
Klimakonferenzen ohne erkennbare Erfolge
Nach keiner Klimakonferenz (bspw. Rio, Kyoto, Kopenhagen, Paris) war bislang ein signifikanter Rückgang des weltweiten CO2-Ausstoßes zu verzeichnen. Seit 1990 hat sich der CO2-Ausstoß – insbesondere dank China – etwa verdoppelt. Ab dem Jahr 2000 ist der größte Anstieg unter den fossilen Energieträgern bei Kohle zu verzeichnen; deutlich mehr als bei Gas und Öl.
Auch wenn seit einigen Jahren der Neubau von Kohlekraftwerken tendenziell zurückgeht, sei es vermessen, von einem globalen Kohleausstieg zu sprechen. Weltweit, so Bachmann, existierten derzeit 2.500 Kohlekraftwerke, davon in Deutschland etwa 100 mit einer Leistung oberhalb 100 MW. 1.400 neue Kraftwerke sind derzeit in 59 Ländern in Planung. China plant allein im Ausland (u.a. Pakistan, Bangladesch) Kraftwerke mit 90 GW Leistung. Die deutsche Nennleistung beträgt derzeit 40 GW.
Zur Zielerreichung achtfache Anzahl an Solar- und Windanlagen in Deutschland benötigt
Um das CO2-Einsparziel Deutschlands bis 2050 (85% des Ausstoßes von 1990) zu erreichen, bräuchten wir die achtfache Anzahl an Wind- und Solaranlagen. Denn, so Bachmann, der Kohlekommission schwebt für den Stromsektor die langfristige Herstellung von synthetischem Erdgas aus grünem Strom vor. Und das lässt sich nur mit einer Vervielfachung der Erneuerbaren-Anlagen umsetzen.
Oft vergessen als CO2-Verursacher werde der Baustoff Zement. Bei der Gewinnung aus Kalkstein wird CO2 in beträchtlicher Menge freigesetzt. Bei wachsender Weltbevölkerung und steigendem Wohlstand wird der Bauboom anhalten. Und somit die CO2-Freisetzung.
Preiskonkurrenz schlägt zugunsten fossiler Energien aus
Bachmanns Hauptargument ist die Preiskonkurrenz von fossilen zu alternativen Energien. Würde Europas Nachfrage nach fossiler Energie tatsächlich merklich zurückgehen, würde –bei gleichbleibender Angebotsmenge – der Preis entsprechend sinken. Das macht den Einsatz fossiler Energie insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer umso attraktiver.
Mehr noch: Bachmann rechnet mit einer Produktionsausweitung fossiler Brennstoffe. Denn müssen die Kohle-, Öl- und Gasförderländer damit rechnen, dass der Verkaufspreis in Zukunft immer weiter unter Druck gerät, werden sie bestrebt sein, ihre Förderung möglichst jetzt hochzufahren.
Die Vorbildfunktion der deutschen Energiewende beruht auf Einbildung. Denn man müsste den anderen Ländern zeigen, dass der Umstieg kostengünstig möglich ist. Deutschland hat aber das Gegenteil bewiesen. Allein von 2013 bis 2017 entstanden laut Bachmann insgesamt 160 Mrd. Euro an Kosten. Dies könne und würde sich kein Entwicklungs- oder Schwellenland aufhalsen.
Weitere Informationen
https://www.vdz-online.de/zementindustrie/zement/herstellung/
Fazit
Die deutsche Klimapolitik geht voll ins Risiko, setzt ganz auf den technischen Fortschritt. Vor allem die Speichertechnologie muss eine rasante Entwicklung nehmen, damit Berlins Rechnung aufgeht. Am Ende wird es darum gehen, ob die Erneuerbaren „auf eigenen Füßen" stehen können und kein zweites Sicherheitssystem für die Grundlast mehr nötig ist. Bis die Erneuerbaren ökonomisch konkurrenzfähig sind, werden wohl noch Jahrzehnte ins Land gehen.