Öl in Kesselwagen und Kavernen gelagert
Die Ölschwemme beansprucht die Lagerkapazitäten bis auf den letzten Milliliter. Die Branche hält nach immer neuen Lagermöglichkeiten Ausschau. Tanker kommen kaum noch infrage. Denn die meisten grossen Tanker sind längst voll geladen. Sie dümpeln auf den Meeren ohne Frachtziel vor sich hin. Die weniger Tanker, die es noch gibt, sind extrem teuer zu mieten. Daher lohnen sich sich Vorratskäufe vielfach nicht mehr. Selbst nach einer gewissen Beruhigung der Frachtraten, kostet die Miete für einen großen Tanker mit einer Kapazität von ein bis zwei Mio. Barrel (ca. 160 Mio. bis 320 Mio. Liter) gegenwärtig immer noch 88.600 US-Dollar am Tag. Wohlgemerkt: Für einen Tanker, der für diesen Preis nicht einmal fährt.
Als Notlager für Öl dienen noch die Pipelines. Hinzu kommen inzwischen auch kleine Tankschiffe. Sie schippern normalerweise entlang der Küsten oder auf Binnenwasserstraßen. Besonders Schweden und Norwegen nutzen Salzkavernen. Ein grosser Anbieter ist hier Scandinavian Tank Storage. Das Unternehmen verfügt über eine Kavernenkapazität von immerhin vier Millionen Kubikmeter Rohöl. CEO Patrick Kinnerfors geht davon aus, dass im Sommer auch diese Lagerstätten gefüllt sein werden.
Chemiekalien- und Wassertans als Öllagerstätten
In den USA greift man inzwischen auf noch kleinere Lagereinheiten zu. Vielerorts werden die Kesselwagen der Eisenbahnen angemietet, um dort Öl zu lagern. Auch Chemikalientanks oder ganz normale Wassertanks werden mit Öl gefüllt.
Die großen konzernunabhängigen Mineralölhändler sehen aber ein Ende der Schwemme voraus. In wenigen Monaten sollte die Lockerung der Coronavirus-Vorschriften dazu führen, dass der Straßenverkehr wieder kräftig zunimmt. Spätestens im Frühherbst sollte auch die Luftfahrt wieder in Gang kommen.
Normalisierung erwartet
Begleitet wird die unterstellte Nachfragesteigerung von einer anhaltenden Verringerung des Ölangebots. Denn immer mehr Mineralölunternehmen schrauben die Förderung deutlich zurück. Im Saldo könnte das bedeuten, dass schon im September Mineralöl-Angebot und -nachfrage in etwa ausgeglichen sind. Somit könnte sich auch die Situation der Lagerhaltung langsam wieder normalisieren.
Fazit: Die realistische Hoffnung besteht, dass sich die Lage am Ölmarkt langsam normalisiert, bevor die Welt in Öl ertrinkt.