Der Erdgaspreis sinkt steil und ist inzwischen fast auf ein Dreimonatstief gefallen. Der für Europa wichtige Terminkontrakt TTF ist in den Niederlanden inzwischen auf 155 Euro je MMh gefallen. Am 25. August hatte der Future-Preis sein Rekordhoch bei 311 Euro/MWh erreicht. Seither geht es in dem Maße mit dem Preis abwärts wie sich die Gas-Speicher in der EU füllen. Insgesamt liegt der Speicherstand bei 90%, in Deutschland sogar bei 92%.
Gasmarkt entspannt sich
Die Entspannungszeichen am Gas-Markt mehren sich. So fließt wieder Gas von Gazprom nach Italien. Der italienische Konzern ENI bestätigte auch noch einmal offiziell, dass es für die kurzzeitige Lieferunterbrechung seitens Gazprom "keinerlei politische Gründe" gab. Vielmehr gab es Probleme bei der Bezahlung mit Rubel aufgetreten, die aber behoben wurden.
Die Internationale Energieagentur (IEA) gibt inzwischen ebenfalls vorsichtige Entwarnung. Die Experten dämpfen ihre Sorgen hinsichtlich Versorgungsengpässen in diesem Winter (FB vom 28.07.). Die Speicher seien inzwischen so gut gefüllt, dass der Füllstand nur in einem sehr unwahrscheinlichen Fall auf ein kritisches Niveau von unter 5% absinken dürfte. Die IEA erwartet das nur für den Fall, dass Russland gar kein Gas mehr liefert, die EU-Länder massiv Gas verbrauchen und nur in geringem Maß Flüssiggas importiert wird.
Öl-Embargo kommt
Parallel dazu hat die EU nun Öl-Sanktionen beschlossen. Damit sollen für Russland auch auf diesem Markt Erlöse aus dem Verkauf des Rohstoffs unterbunden werden. Es steht aber zu vermuten, dass diese Sanktionen ähnliche Effekte haben wie zuvor schon auf dem Gasmarkt beobachtet. So hat die EU zwar eine Ölpreisdeckel beschlossen, Russland hat aber bereits angekündigt, nicht an Länder zu verkaufen, die keine freie Preisbildung zulassen. Das dürfte den Preis haben. Die von der OPEC+ beschlossene Förderkürzung kommt als Preistreiber noch hinzu.
Selbst wenn die EU den Ölpreisdeckel durchsetzt bleibt fraglich, ob sich große Importeure wie China und Indien daran halten. Das ist zu bezweifeln. Denn auch die Gasverkäufe Russlands in beide Länder sind stark angestiegen. Hinzu kommt, dass die EU nur Öl sanktionieren will, das auf dem Seeweg importiert wird. Das hat Griechenland, Zypern und Malta schon in Unruhe versetzt. Die Länder betreiben große Tankerflotten und fürchten ein massives "ausflaggen". Die EU will das nun mit Ausgleichszahlungen verhindern. Ausnahmen gibt es für Ungarn (FB vom 15.09.), das sich über die Druschba-Leitung (zu deutsch übrigens Freundschaft) mit Öl versorgen wird. Auch Tschechien könnte sich über die Pipeline weiter mit Öl versorgen. Polen und Deutschland wollen es nicht.