OPEC+ vor Zerreißprobe
Die acht Länder der OPEC+, die seit Ende 2023 freiwillig ihre Produktion gekürzt hatten, könnten die Ölproduktion im Juni wieder erheblich erhöhen. Im Gespräch ist eine ähnlich starke Produktionsanhebung wie die im Mai. Eine Entscheidung über die Produktionsmenge im Juni wird bei einem Treffen Anfang kommende Woche getroffen.
Die Risse innerhalb des Ölkartells nehmen zu. Denn Kasachstan will seine nationalen Interessen bei der Entscheidung der Ölproduktion über die Interessen der OPEC+ stellen. Der neue kasachische Energieminister begründete das damit, dass die im Land tätigen westlichen Ölunternehmen nicht zu einer Produktionsdrosselung gezwungen werden sollen. Die drei von diesen Unternehmen betriebenen Projekte Tengiz, Kahagan und Karachaganak stellen 70% der gesamten Ölproduktion des Landes bereit. Ein Herunterfahren der Produktion in den übrigen älteren Ölfeldern käme nicht in Frage, weil diese dann überhaupt nicht mehr produzieren könnten.
Ölpreis könnte bald unter Druck geraten
Es ist daher kaum vorstellbar, dass Kasachstan die Ölproduktion einschränkt oder gar die bisherige Überproduktion durch stärkere Produktionskürzungen ausgleicht. Das Bekenntnis des Energieministers, Kasachstan sei weiterhin Teil der OPEC+ und zur Erfüllung seiner Verpflichtungen bereit, scheint vorgeschoben. Die anderen Länder werden es vermutlich kaum bei Verbalinterventionen belassen. Das zeigt die bereits beschlossene höhere Produktionsausweitung im Mai und die nun für Juni im Raum stehende erneute Anhebung.
Heben die anderen Länder ihre Produktion ebenfalls weiter an, würden die Ölpreise noch stärker unter Druck gesetzt. Der Ölpreis ist ohnehin bereits kräftig unter seine monatelang gültige Unterstützung im Bereich um 65 US-Dollar je Barrel gefallen. Aus technischer Sicht wartet die nächste Unterstützung bei rund 56 USD/brl (aktuell: 59,42 USD/brl).
Fazit: Öl ist technisch angeschlagen. Das Ölangebot dürfte sich weiter ausweiten. Mit einem ungehebelten Öl-Short (Beispiel ISIN: JE 00B 24D K97 5) können Anleger von sinkenden Ölpreisen profitieren.