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Streit zwischen Shell und Tankstellenpächtern kocht hoch

Pächter wieder auf den Barrikaden

Seit Jahren tobt ein Kampf zwischen Tankstellenpächtern bzw. -eigentümern und den mächtigen Mineralölmultis. Nun liegt ein neuer Brandbrief in Sachen Shell auf dem Tisch. Wir sagen, worum es geht.

Die Tankstellenpächter gehen erneut gegen die Öl-Multis auf die Barrikaden. Im schon lange schwelenden Streit haben die Pächter nun einen neuen "Brandbrief" geschrieben und stellen klare Forderungen. Der Streit wird schon lange ausgefochten, die Multis sitzen ihn bisher hartnäckig aus. Shell zofft sich sich seit Jahren hartnäckig mit den Pächtern. Bei Aral und Orlen kochte der Unmut auch schon hoch hoch. 

Stein des Anstoßes ist laut Tankstelleninteressenverband (TIV; Neustadt/Weinstraße) die seit Jahren verfolgte „Abzocke-Politik“ der Mineralölkonzerne. Diese gehe weiter zu Lasten von Autofahrern und Tankstellenbetreibern (FB zuletzt vom 5.4.23). Der Vorwurf lautet nach wie vor: Die Pächter seien den „Auswüchsen des Systems Tankstelle“ hilflos ausgeliefert. Sie trügen als selbstständige Handelsvertreter wesentliche Risiken, würden mit Verträgen quasi geknebelt und finanziell ausgepresst.

Vorwürfe gegen Shell

Bereits Mitte 2022 hatten Shell-Pächter der Konzernchefetage persönlich ein 4-seitiges Positionspapier vorgelegt. Tenor: Abkassieren bei zu wenig Leistung, kaum Unterstützung, mangelhafter Workflow, hohe Nebenkosten, zu geringe Provisionen angesichts explodierender Energiekosten, zu hoher Mindestlohn, rechtliche Risiken (vor allem bei Leasing) und zu wenig Wertschätzung.

Die danach von Shell angekündigten Maßnahmen (mehrere Risiken im Shop- und Waschgeschäft zu übernehmen, Anerkennungspauschalen) seien viel zu spät kommuniziert worden. Der aktuelle Vorwurf: „Hinhaltetaktik“. Der TIV sprach von „Aufstand von nahezu 200 Pächtern“. 

Neue Vorwürfe gegen Shell

Jetzt formieren sich die „Kläger“ neu. In einem neuen "Brandbrief" kommen viele Knackpunkte zur Sprache: schlechter Führungsstil, mangelnde Kommunikation, kaum individuelle Betreuung und Förderung, hohe Kosten (insbesondere Nebenkosten) sowie Zusatzaufgaben. 

Hinzu kommen Diskriminierungsvorwürfe gegenüber Pächtern mit Migrationshintergrund. Verträge würden in den Konzernzentralen ohne Einbindung der Pächter hinter verschlossenen Türen „geschmiedet“. Altgediente Tankstellenbetreiber müssten sich von „gerade abstudierten Betriebswirten sagen lassen, wie der Hase zu laufen habe“.

Klima des Misstrauens

In dem achtseitigen Schreiben ist vom „Klima des Misstrauens“ die Rede. Die sieben Forderungen: Shell soll für mehr Transparenz sorgen und Pächter umfassend über Vertragsbedingungen aufklären (vorvertraglich); Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe; Schaffung einer Gewinn-Garantie (wie bei anderen Franchise-Modellen üblich); angemessene Geschäftsführergehälter; Investitionspflicht und Sicherheiten; marktgerechte Mitarbeiterentlohnung; transparente Kommunikation. Im Schlusssatz wird „Ehrlichkeit, Transparenz und gegenseitiger Respekt“ eingefordert, um die Krise zu überwinden.

Fazit: Das „System Tankstelle“ ist asymmetrisch. Die Pächter sind eigenständige Unternehmer, aber die Stationen gehören ihnen nicht und die großen Mineralölgesellschaften spielen nach Belieben mit Vorgaben. Das ist schlecht für die Pächter, die auch kaum noch Nachwuchs finden - und letztlich für alle Tankkunden.
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