Politik lässt Südamerikas Währungen schwächeln
Kanada | CAD
Vorsichtige Währungshüter
Kanada hat ein wirtschaftlich starkes erstes Halbjahr gesehen. Rund 4% Wachstum waren es. Jetzt beruhigt sich die Konjunktur langsam. Die Beschäftigung ist hoch. Damit bleibt der private Konsum neben den Investitionen ein wichtiger Konjunkturmotor. Sofern der Handel durch den neuen US-Protektionismus nicht allzu sehr Schaden nimmt, sollten auch die Exporte weiter Impulse liefern. Unterdessen ist die Inflation kein Problem. Mit zuletzt 1,4% per Oktober – nach 1,6% im Vormonat – ist sie eher schwach. Daher besteht kaum Grund, die Zinsen weiter anzuheben. Die nächste Erhöhung ist nach derzeitigem Stand erst für das 2. Quartal 2018 zu erwarten. Die Währungshüter ließen zuletzt erkennen, dass sie den Risiken durch die NAFTA-Verhandlungen und der privaten Verschuldung großes Gewicht zumessen. Entsprechend vorsichtig werden sie agieren, indem sie den heiß laufenden Immobilienmarkt zunächst durch verschärfte Finanzierungsstandards abkühlen.
Fazit: Die abwartende Haltung bei den Zinsen lässt dem CAD zusammen mit der ruhigeren Konjunktur nicht viel Raum nach oben. Gleichzeitig bestehen beachtliche Abwärtsrisiken. Per Saldo ist nur wenig Bewegung zu erwarten.
Mexiko | MXN
Unter Druck
Der Peso steht unverändert unter starkem Druck. Ihn belasten zum einen die Zinserwartungen für den Dollar und zum anderen die stockenden NAFTA-Verhandlungen. Die direkte Wirkung auf das Preisniveau ist beachtlich. Sie liegt mit zuletzt 6,4% immer noch deutlich über dem Ziel von 3% und auch über der oberen Toleranzgrenze von 4%. Die Währungshüter haben die Zinsen deutlich erhöht. Das hat das Wachstum bereits fühlbar gebremst. Die schweren Erdbeben im September kommen hinzu. Das Gesamtjahr soll der aktuell revidierten IWF-Prognose zufolge noch 2,1% Wachstum bringen und das nächste mit 1,9% noch schwächer werden. Angesichts der besonderen Belastungen ist aber auch das ein Erfolg. Die Reformen der letzten Jahre haben offenbar genügend Potenziale freigesetzt. Allerdings kommen durch die Mitte 2018 anstehenden Wahlen neue Risiken hinzu. Die Fortsetzung der Reformen könnte infrage stehen.
Fazit: Der Peso dürfte zunächst eher schwach bleiben.
Argentinien | ARS
Fortschritte
Argentiniens Präsident Mauricio Macri hat mit dem Gewinn der Zwischenwahlen seine politische Basis gestärkt. Er kann seinen Reformkurs fortsetzen, der auf eine Öffnung der Wirtschaft zum Ausland und eine Sanierung der Staatsfinanzen zielt. Im Hinblick darauf erzielte er im Nachgang zur Wahl einen wichtigen Erfolg: Es gelang ihm, die Provinzgouverneure auf sein Stabilitätsprogramm zu verpflichten und ihre Ansprüche auf Anteile am Steueraufkommen zu verzichten. Sie erhalten stattdessen mit anteiligen Erlösen aus Anleihe-Emissionen direkt frisches Geld und müssen nicht mehr auf den langsamen Zufluss warten. Allerdings bleibt diese Art der Finanzierung teuer. Denn die von Argentinien zu zahlenden Risikoprämien liegen bei 350 bis 400 Basispunkten. Das ist deutlich mehr, als die von regionalen Nachbarn wie Chile oder Peru gezahlten Prämien. Die Erholung ist mit 2,7% Wachstum noch nicht besonders stark. Die Inflation bleibt mit immer noch 22,9% dagegen ein gravierendes Problem.
Fazit: Der Peso bleibt unter Druck.
Brasilien | BRL
Schmaler Grat für Temer
Interimspräsident Michel Temer ist auf mission impossible. Er muss großen Aufwand betreiben, um trotz seiner Verwicklung in Korruption und illegale Parteienfinanzierung seine Reformagenda durchzusetzen. Ein Teil seiner Koalition verweigert ihm die Gefolgschaft. Er ist zu einer Umbildung seines Kabinetts gezwungen. Von daher ist unklar, ob er die als Herzstück der Sanierung der Staatsfinanzen angesehene Rentenreform tatsächlich noch durch das Parlament bringen kann. Für diese Entscheidungen sind qualifizierte Mehrheiten in beiden Kammern nötig. Die wirtschaftliche Erholung ist unterdessen nicht allzu stark und liefert daher kaum politischen Rückhalt. Sein einzig erkennbarer Erfolg ist die gebändigte Inflation von zuletzt 2,7%. Doch das zählt kaum angesichts der Nachricht, dass mittlerweile rund ein Drittel der Bevölkerung unter die nach Maßstäben der Weltbank definierte Armutsgrenze gerutscht ist.
Fazit: Der Real bleibt stark gefährdet.
Chile | CLP
Peso fällt nach erstem Wahlgang
Die erste Runde der chilenischen Präsidentschaftswahlen ging nicht zugunsten der Wirtschaft aus. Sie sah zwar den Konservativen Sebastian Pinera mit 36% vorne. Allerdings nur, weil zwei linke Kandidaten gegen ihn antraten. Sie erzielten zusammen 43%. Der Rückstand für Pinera ist überraschend groß. Die Prognosen im Vorfeld hatten ihm einen Anteil von klar über 40% vorhergesagt. Seine Erfolgschance gegenüber den Mitte-Links-Kandidaten Alejandro Guillier ist kleiner als zuvor gedacht. Die Chance auf eine liberale Wirtschaftspolitik schwindet zusehends. Das enttäuscht die Investoren.
Fazit: Der zuletzt ohnehin schwache Peso wird eher noch schwächer werden.
- ■ CAD: bleibt stabil
- ■ MXN: bleibt wegen NAFTA-Verhandlungen stark unter Druck
- ■ ARS: schwach durch hohe Inflation.
- ■ BRL: bleibt durch politische Risiken und schwaches Wachstum bedroht
- ■ CLP: schwächt sich leicht ab, die Präsidentschaftswahl enttäuschte
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Regional-Währungen | Zinsen
6-Monats-Ausblick
-
!
Land
Währung
Aktueller Kurs
Ausblick 3 Monate
Ausblick 6 Monate
P
Zins
Kanada
CAD
1,508
1,49
1,41
u
3M
1,40
1,40
1,65
Mexiko
MXN
22,09
22,50
23
u
3M
7,42
7,42
7,62
Argentinien
ARS
20,60
20,50
24
q
3M
27,11
28
24
Brasilien
BRL
3,818
3,95
4,05
q
3M
n.v.
nv.
n.v.
Chile
CLP
752,6
755
775
u
3M
2,77
2,76
2,76
3m-Zins = Bankenmarkt
P = Prognosesicherheit auf 6 Monate, r= sicher, q= unsicher, u= neutral