Aus der Krise exportiert
Japan hat zwar derzeit viele Probleme, aber den Zahlen nach wächst die Wirtschaft. Wichtigster Treiber soll der private Konsum sein. Wir sehen im Außenhandel neue Wachstumsimpulse.
Nimmt man die Zahlen beim Wort, ist Japan trotz aller Probleme auf einem guten Weg. Das erste Quartal brachte 2,2% Wachstum (annualisiert) oder 1,6% im Jahresvergleich. Es lieferte damit das fünfte Quartal in Folge Wachstum. Das hat Japan seit 2004 nicht mehr erlebt.
Wichtigster Treiber soll den Daten zufolge der private Konsum sein. Das weckt unsere Skepsis: Die schneller verfügbare, monatliche Reihe für die Ausgaben der Haushalte, die als zuverlässiger Indikator des privaten Konsums angesehen wird, verzeichnete seit Oktober 2015 ausnahmslos Rückgänge (zum Vorjahresmonat). Zuletzt wurden -1,4% notiert. Zudem zeigt auch die unverändert schwache Inflation (zuletzt 0,3%), dass es um die Binnennachfrage nicht gut bestellt sein kann.
Der Außenhandel liefert weiterhin Wachstumsimpulse. Das dürfte sich auch im 2. Quartal fortsetzen. Die Handelsbilanz per Mai wies einen Überschuss von rund 480 Mrd. Yen aus. Das ist zwar leicht unter den Erwartungen (Konsens 530 Mrd. Yen), aber doch klar positiv. Die entscheidenden Zuwächse um jeweils 15%-20% wurden im Geschäft mit den regionalen Nachbarn (namentlich China) erzielt. Bei den Exporten in die USA oder nach Europa änderte sich hingegen wenig.
Die Nachfrage der wachstumsstarken Nachbarn treibt auch die Industrieproduktion an. Sie legte zuletzt um 4% (Jahresvergleich) zu. Für weiteres Wachstum spricht auch der Einkaufsmanager-Index. Er gabe per Mai zwar leicht nach (von 52,8 auf 52 Punkte). Doch Zuwächse bei den Auftragseingängen liefern einen Hinweis auf weiteres Wachstum. Von den (Anlage-) Investitionen und den Staatsausgaben ging dagegen kein positiver Impuls aus.
Fazit: Die Währungshüter dürften die Zahlen mit gemischten Gefühlen sehen. Denn sie sprechen für einen stärkeren Yen – und genau der ist nicht unerwünscht.