Chinas Signal ohne Preiswirkung
Peking macht mit seinem Emissionshandel ernst. Allein deswegen ist hierzulande allerdings nicht mit steigenden Zertifikat-Preisen zu rechnen.
Einen internationalen Emissionshandel wird es frühestens in zehn Jahren geben. Der vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping vergangene Woche ausgerufene Emissionshandel ist zuallererst ein politisches Signal. Vom Startschuss für einen weltweiten Zertifikatehandel, wie ihn schon manche Umweltverbände sehen, kann noch lange nicht die Rede sein. Bis sich der Emissionshandel in China tatsächlich etabliert haben wird, werden noch zig Jahre vergehen. Ein wichtiges politisches Signal ist die Ankündigung Xis dennoch. Denn in den USA, in Europa oder in Australien beklagte die Wirtschaft stets den Wettbewerbsnachteil, solange ausgerechnet in der größten Volkswirtschaft der Welt der Schadstoffausstoß nichts kostet. Die Folge: In den USA ist Barack Obama mit der Einführung eines nationalen Emissionshandels gescheitert. In Europa bleibt der Zertifikate-Preis auf niedrigem Niveau. Mit einem chinesischen Emissionshandel verlieren die Argumente der Wirtschaft etwas an Kraft. Dass sich der chinesische Emissionshandel wirtschaftlich auf die anderen Märkte spürbar auswirkt, bezweifeln wir. Xi hat den Start des Emissionshandels inmitten einer akuten wirtschaftlichen Krise seines Landes ankündigt. Deswegen wird er die heimischen Unternehmen gerade jetzt nicht sonderlich belasten. Eine direkte Anknüpfung an andere Emissionsmärkte ist bisher überhaupt nicht vorgesehen. Dazu kommen die üblichen Startschwierigkeiten von CO²-Märkten. Denn trotz der Pilotprojekte in Peking, Tianjin, Shanghai und Shenzhen sowie in drei Provinzen, und trotz einer hohen Beratungsintensität aus der EU muss China seine Preise erst einmal finden. Auch vor diesem Hintergrund wird es einige Zeit dauern, bis in China tatsächlich ein ausgewachsener Emissionshandel steht. Für die Zukunft rechnen die Unternehmen in Europa trotzdem mit höheren Zertifikat-Preisen. Laut einer Umfrage der KfW steigt der Zertifikatpreis bis Ende 2016 auf rund 10 Euro, bis 2020 auf 16 Euro und bis 2030 auf 25 Euro je Tonne. Derzeit liegt der Preis bei etwa 8 Euro pro Tonne CO². Nach Angabe der EU müsste er auf 30 Euro steigen, damit Unternehmen signifikant ihren Ausstoß senken.
Fazit: Der chinesische Emissionshandel wird sich auf Jahre hinaus nur gering auf die internationalen Märkte und Preise auswirken. Eine politische Signalwirkung hat er aber trotzdem.