Der ewige Trump
Zwei beherrschende Ereignisse 2020
- die Präsidentschaftswahl am 3. November 2020, bei der Trump seine zweite Amtszeit anstrebt
- das von den Demokraten angestrebte Absetzungsverfahren (Impeachment)
Bisher schwache Gegner auf demokratischer Seite
Trump hat gute Chancen, die Wahl zu gewinnen. Zwar liegt die Zustimmungsrate zu seiner Person in der Bevölkerung bei lediglich 44%. Ablehnend geben sich Mitte Dezember 52% (Quelle: https://projects.fivethirtyeight.com/trump-approval-ratings/). Aber die favorisierten demokratischen Gegenkandidaten stehen – man mag es kaum glauben – nur bedingt besser oder sogar schlechter da. Joe Biden kommt in Umfragen auf 43% Zustimmung und 34% Ablehnung (Yougov). Doch auch an ihm ist etwas vom Korruptionsvorwurf wegen Begünstigung seines Sohnes hängen geblieben. Der gerade ins Rennen eingetretene Milliardär und Ex-Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, unterbietet selbst Trump locker auf der Beliebtheitsskale: Zustimmung 24%, Ablehnung 28%.
Starke Fan-Basis, die unverbrüchlich zu ihm hält
Trump macht die eigen Fan-Basis so stark. Sie hält unverbrüchlich zum Präsidenten. Für europäische Akademiker ist das schwer zu verstehen. Aber wer beispielsweise nach Großbritannien oder auch Australien schaut, erkennt ein ähnliches Muster.
In Ländern mit einem vergleichsweise ausgeprägten Kapitalismus ist auch der Nationalismus derzeit en vogue. Denn dort macht sich insbesondere für die Industriearbeiter und auch die Menschen in einfachen Dienstleistungsberufen der harte Wettbewerb der offenen Weltmärkte deutlich bemerkbar. Wer da konsequent gegenhält wie Donald Trump, Boris Johnson oder Scott Morrison, gewinnt die Arbeiterschichten. Und auch so manchen Akademiker, der sich von KI und günstigen Arbeitskräften aus aller Herren Länder in seiner gesellschaftlichen Stellung bedroht sieht.
Die Krux der Sozialisten
Den Demokraten in den USA – in Europa den Sozialdemokraten und Sozialisten – steht der eigene internationale Ansatz im Wege. Die sozialistische Internationale war schon immer eine Kopfgeburt, die mit der Lebenswirklichkeit von Arbeitern nichts zu tun hat. „Proletarier aller Länder vereinigt euch“: Wer so redet, verliert heute Wähler. Der härteste Kampf ist der Kampf innerhalb der Klassen, wenn man beim sozialistischen Vokabular bleiben will.
Das Impeachment: Ein Schuss, der nach hinten losgehen kann
Das Impeachment soll Trump schwächen, stürzen werden ihn die Demokraten damit nicht. Im Repräsentantenhaus, in dem sie seit den Zwischenwahlen die Mehrheit haben, werden sie versuchen, aus der Debatte politischen Gewinn zu schlagen. Faktisch wird das Impeachment dann von der republikanischen Mehrheit im Senat abgeblockt.
Trumps zahllosen charakterlichen Schwächen sind auch seine Stärke. An ihm prallt alles ab. Das verschafft ihm stille Bewunderung. Selbst linke deutsche Medien wie Spiegel oder Zeit zeigen so etwas wie angewiderten Respekt. Der Spiegel schreibt: „Yes, he can. Der Präsident von dem alles abprallt.“
Den psychologischen Effekt von Steherqualität nicht unterschätzen
Die Gefahr für die Demokraten liegt genau da: Wie will man einen Mann stellen, dem Konventionen völlig egal sind? Der seine Macht brutal lebt. Heute so redet und morgen so. Der auf seltsame Weise modern erscheint, weil er selbst ein Disruptor, ein Veränderer ist. Der gegenhält, der steht. Einer Leader, der nicht klein beigibt. Der immer noch aufdreht, wenn er angegriffen wird. Ein Mensch, der sich bisher leisten kann, woran andere längst gescheitert wären. Und jetzt auch noch das Impeachment überlebt … Man darf den psychologischen Aspekt jenseits aller Vorbehalte nicht unterschätzen!
Fazit: Wir gehen von einer zweiten Amtszeit Donald Trumps aus.