Überleben gesichert
Noch hat die AfD eine Zukunft. Doch die sieht anders aus, als gedacht.
Die AfD überlebt. Die Auseinandersetzung um den richtigen Kurs gefährdet nicht grundsätzlich ihre Existenz. Aber: Bei einer Abspaltung der Lucke-freundlichen Fraktion würde sie zur Ostpartei wie Die Linke. Vor allem der Einzug in den Bundestag würde vorerst unmöglich. Die Kalkulation insbesondere von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geht bestenfalls zum Teil auf. Die Union hofft, dass sich die AfD selbst zerlegt und versenkt wie einst die Republikaner. Doch die gingen noch unter den spezifischen Verhältnissen im Westen unter. Trotz des heftigen Streits zwischen Parteigründer Bernd Lucke, dem Wirtschaftsliberalen Hans-Olaf Henkel und ihren Kontraparts in Brandenburg und Sachsen, Alexander Gauland und Frauke Petry, bleibt die Partei im Osten eine Kraft. Das liegt vor allem am unterschiedlichen Wähler-Verhalten in Ost- und Westdeutschland. Wichtigster Unterschied: Die Angst, als rechtsextremistisch stigmatisiert zu werden, ist im Osten deutlich geringer. Die AfD kann deshalb in den ostdeutschen Ländern Wählerpotenzial von NPD oder DVU absorbieren. Die saßen oder sitzen dort ohnehin in Landtagen. Im Westen ist dies nicht der Fall. Im Osten gehen zudem potenzielle (arbeitslose) Wähler eher zur Wahl als im Westen. Krach in der Führungsspitze von Parteien wird im Westen negativer beurteilt. Streit ist als Form der politischen Auseinandersetzung nicht im gleichen Maße verpönt. Im Osten sind die Wähler außerdem deutlich mehr Personalwechsel gewohnt. In Brandenburg wechselt die CDU ihre Vorsitzenden nahezu im Zweijahresrhythmus. Ähnlich die SPD in Sachsen oder Thüringen. Statt Personen oder Positionen wählt der ostdeutsche AfD-Wähler Protest. Der innere Zustand des Führungszirkels interessiert weniger. Im Westen sind das Programm und das eine Partei verkörpernde Personal sowie dessen Abgrenzung nach rechts von großer Bedeutung. Deshalb lockt ein Bernd Lucke vor allem höher gebildete West-Wähler an.
Fazit: Spaltet sie sich und der westliche Flügel geht verloren, bleibt die AfD eine ostdeutsche Regionalpartei. Die Linke hat gezeigt, dass damit der Einzug in den Bundestag schwierig, aber auf lange Sicht nicht unmöglich ist.