Aufgehübschte Zahlen
Der ausbleibende Ölpreiseffekt bremst 2016 die Konjunktur. Das Wachstum liegt aber im mittelfristigen Zielkorridor.
Der deutschen Wirtschaft geht es nicht berauschend. Das Wachstum ist mehr Schein als Sein. Ohne die „Push-Faktoren“ Ölpreis und Eurokurs bliebe kaum mehr als Stagnation. So läge die Wachstumserwartung des Mittelstandes auf Basis der halbjährlichen DIHK-Umfrage „ohne Öl“ bei gerade einmal 0,8%. Das Ausmaß des Preisverfalls war laut Dr. Dirk Schlotböler, Verfasser der Studie, vor einem Jahr deutlich unterschätzt worden, wie er gegenüber FUCHS betonte. Nur deshalb sei man jetzt auf 1,7% in der Prognose hoch gegangen. Für 2016 sagt der DIHK 1,3% Wachstum voraus. Grund: Der Ölpreiseffekt läuft aus. Aber: Noch gibt es Unterstützung vom sinkenden Eurokurs. Und die Unternehmen schätzen die Geschäftslage aktuell noch besser ein als vor Jahresfrist. Der Bund geht in seiner Projektion für 2016 immer noch von einem Plus von 1,8% aus. Damit dürfte er die Datenlage ordentlich ausreizen, um die Stimmung in der Wirtschaft oben zu halten. Aber es gibt eine Reihe beachtlicher Wachstumsrisiken. Dazu zählt die Konjunktur in den USA, China und den Emerging Markets. Das Investment Research von FERI hat seine Prognose für die USA deutlich nach unten korrigiert: Für 2016 rechnen die Experten mit einem Wachstum von höchstens 1,5%. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Kapazitätsauslastung sind zwei Monate in Folge zurückgegangen. Die Auftragseingänge lassen keine Besserung erwarten. Die Exporte sind wegen des starken Dollars seit längerem rückläufig. Und auch der Beschäftigungsaufbau fiel in den Monaten August und September deutlich schwächer aus als zuvor, so FERI. Deshalb erwartet der DIHK auch keine Belebung des Exports – trotz Billig-Euro. Ein positiver Wachstums-Effekt dürfte im kommenden Jahr vom Staat kommen. Stabilisierend wirkt die Binnenkonjunktur, getrieben vom privaten Verbrauch und der Bauwirtschaft. So erwartet die KfW, dass die staatlichen Investitionen spätestens 2016 deutlich zulegen. Im ersten Halbjahr 2015 hatte es noch einen Rückgang gegeben. Die privaten Investitionen sind laut DIHK-Umfrage weitgehend stabil.
Fazit: Die Wachstumsperspektiven für 2016 entsprechen dem Potenzialwachstum der deutschen Wirtschaft. Allerdings ist das derzeitige Wachstum nicht robust, sondern durch externe Faktoren ordentlich aufgehübscht. Die Risiken sind erheblich.