Bürgergeld: Neues Etikett, alter Inhalt
Der Beschluss zum Bürgergeld zeigt, dass es in der Schwarz-Roten Koalition beim Herbstnebel bleibt. Denn das "reformierte Bürgergeld" bekommt in erster Linie einen neuen Namen, aber kaum neue strukturelle Inhalte. Ein Blick auf wichtige Details:
- Zwar sollen Sanktionen künftig greifen, wenn Leistungsbezieher zumutbare Arbeit ablehnen. Das ist prinzipiell richtig. In der Praxis dürfte das schwer umzusetzen sein. Schon heute sind die Jobcenter stark belastet; viele Sachbearbeiter betreuen weit mehr Fälle, als eigentlich vorgesehen. Zusätzliche Kontrollaufgaben werden die Verwaltung kaum effizienter machen.
- Hinzu kommen zahlreiche Übergangs- und Sonderregelungen, die die Durchsetzung erschweren.
- Unklar bleibt, wie die Regelungen für unterschiedliche Gruppen – etwa für Geflüchtete oder neu Zugewanderte – ausgestaltet werden. Hier drohen soziale Spannungen, wenn die Regelungen als ungleich wahrgenommen werden. Tatsächlich liegt der Anteil ausländischer Leistungsbezieher inzwischen bei fast der Hälfte aller Bürgergeldempfänger.
Symbolpolitik der Schwarz-Roten Koalition
Die "Reform" ist vor allem Symbolpolitik. Merz sendet lediglich ein Zeichen seines Handlungswillens. Eine strrukturelle Neuausrichtung kann die Union mit der SPD in der Regierung aber nicht durchsetzen. Das bestätigen sogar die Parteien selbst. Während die Union im Wahlkampf von einem Einsparpotenzial von 30 Mrd. Euro sprach, erklärte Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), dass die Einsparungen mit der Reform "eher gering" sein werden.