CSU: Söders Pate Stoiber
Ex-Ministerpräsident Stoiber redet derzeit viel und stärkt damit seinen politischen Ziehsohn Markus Söder.
Edmund Stoiber macht in der CSU den Weg frei für seinen ehemaligen Generalsekretär und politischen Ziehsohn Markus Söder. Um ihn in den Parteivorsitz zu hieven, meldet sich Stoiber immer häufiger zu Wort. „Die kleinen Leute nicht vergessen“, mahnt der 74-jährige Stoiber unermüdlich. Das vermisst er in der Union ebenso bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wie bei Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Stoiber geht immer wieder in Gesprächen oder mit Interviews in die Öffentlichkeit und bereitet so den Boden für den bayerischen Finanzminister. Söder soll nach Stoibers Willen Nachfolger von Seehofer als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender werden. Beim Fasching 2016 verkleidete sich Söder als Stoiber. Der tut derzeit alles, um ihn auch tatsächlich zu seinem Ebenbild zu machen. Genau das will Seehofer nicht. Er fürchtet, dann in der CSU nichts mehr zu sagen zu haben. Deshalb favorisiert er Ilse Aigner. Die Wirtschaftsministerin ist auch stellvertretende Ministerpräsidentin. Für Stoiber bietet Söder die größere Garantie auf bundesweiten Einfluss Bayerns. Das Markenzeichen des Finanzministers sind herausragende Staatsfinanzen. Dazu kommt noch seine oberfränkische Hemdsärmeligkeit. Mit Stoiber verbindet ihn zudem seine Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen. Er hat aber auch in gemeinsamer Programmarbeit mit der Schwesterpartei bundespolitische Erfahrung gesammelt. Die Wortmeldungen des Ziehvaters sollen mit Söder abgesprochen sein. So ist es in der Partei zu hören. Der muss sich zurückhalten, weil es derzeit im Ringen mit der CDU um eine gemeinsame Linie für die Bundestagswahl geht. Nach 2017 wird man wieder den alten, austeilenden Söder erleben. Stoiber kann mit Söder zudem seine alte Animosität gegen die Grünen ausleben. Der würde bei Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene für diese eine größere Kröte darstellen als etwa Aigner. Und würde deshalb an der Isar bleiben und nach bewährtem Vorbild von Franz-Josef Strauß & Stoiber von München aus Kopfnoten und Kopfnüsse an die Bundesregierung verteilen – auch wenn die CSU darin vertreten wäre.
Fazit: Seehofer kann Stoiber nicht offen angreifen. Dessen Standing in der CSU ist zu stark. So lange der Pate vor seinem Ziehsohn steht, sind Söders Chancen auf den Parteivorsitz gut.