Deutschland muss schneller werden
Deutschland muss schneller werden – das wird die zentrale Forderung von Seiten der Wirtschaft sein, mit der sich die neue Bundesregierung auseinandersetzen muss. Hinter dieser Forderung rangiert derzeit alles: egal ob Steuern, Abgaben, Fachkräftemangel, Haushaltsplanung.
Der Grund: Führende Wirtschaftsvertreter sind besorgt, dass in Deutschland tatsächlich in wenigen Jahren das Licht ausgeht. Die Energiewende verläuft derart zögerlich und versumpft im Behörden-, Planungs- und Klagedickicht, dass der Kipppunkt bald erreicht ist. Das wäre, ähnlich wie beim Klima, der Punkt, an dem Dunkelzeiten in Deutschland nicht mehr zu vermeiden sein werden, weil es unmöglich wird, die nötigen Ersatzkapazitäten für die abgeschalteten Kernenergiemeiler und Kohlekraftwerke rechtzeitig zuzubauen und die nötigen Leitungskapazitäten insbesondere im Mittelspannungsnetz. Zur Erinnerung: Bis Ende 2023 gehen in Deutschland netto 12.410 MW Kraftwerksleistung vom Netz. Das entspricht ungefähr 4.140 Onshore-Windrädern. Wo die so schnell herkommen sollen, ist ein Rätsel.
Traumtänzer am Werk
Zwar kann dann immer noch der europäische Verbund etwas auffangen. Aber im Winter wäre dann unter ungünstigen Bedingungen in Europa keine Sicherheit mehr vor kurzzeitigen Stromausfällen garantiert. Schon jetzt schrammt das Netz immer wieder an seiner Belastungsgrenze entlang.
Sollte es zu einer unsicheren Energieversorgungslage kommen, würde sich für Industrien wie Halbleiterfertigung und Automobil sehr schnell die Standfortfrage stellen. Und je zügiger die Verkehrswende vorankommt, desto höher wird die Nachfrage nach grünem Strom zuzüglich zu den jetzt schon erforderlichen Kapazitäten. Mancher Wirtschaftsvertreter spricht gegenüber FUCHS von „Traumtänzerei“ der Verantwortlichen.
Wie sag ich's meinem Klientel?
Ein erheblichen Beschleunigungszuwachs aber wird auch auf dem Gebiet der Digitalisierung und beim 5G-Netz gefordert. Das ist wichtig, um die Industrie 4.0, die Vernetzung von Maschinen sowie eine bessere Datenausbeute zu ermöglichen, damit sich Digitalanwendungen und KI, die von Datenauswertung lebt, in Europa und Deutschland rechnen.
Das alles berührt planungsrechtliche Belange. Aber auch den deutschen Behördenapparat. Und letztlich ein wichtiges Wählerklientel der Grünen als voraussichtlicher Regierungspartei: die Beamten. Sie gelten als besonders klagefreudig, wenn ihre privaten Interessen berührt sind und als Bremser beim Infrastrukturausbau.
Fazit: Die Grünen – die Partei, wie deren Anhänger – stehen sich beim grünen Umbau der Wirtschaft selbst im Weg.