Die Zahlen senden ein Entwarnungs-Zeichen
Die Corona-Entwicklungen in Gütersloh und beim Fleischfabrikanten Tönnies sind ein Lehrstück – allerdings lesen wir es anders, als viele andere Beobachter und Berichterstatter. Gemeinhin ist die Lesart, dass es bei den Fabriken - auch in anderen Schlachthöfen - schlechte hygienische Bedingungen gäbe und sich das Corona-Virus deshalb schnell ausbreiten konnte.
Wir haben uns in die Zahlen vertieft und haben ein anderes Bild. Begonnen hatte der "Skandal" am 10. Juni. Auslöser war eine von Tönnies selbst vorgenommene vorsorgliche Reihentestung von Mitarbeitern. Dabei wurden überraschend 27 Corona-Fälle festgestellt. Die Infizierten wiesen offenbar keine Symptome auf. Anschließend wurde im Kreis Gütersloh auf breiterer Basis im Umfeld der Tönnies-Mitarbeiter getestet. Dabei wurden 14 weitere Infizierten entdeckt - 12 davon aus dem nahen Umfeld der Tönnies-Belegschaft. Klar ist damit zwar, dass es Corona-Fälle bei Tönnies gab. Infektions-Hotspot war die Abteilung für die Fleischzerlegung.
Infizierten-Zahlen senden Entwarnung
Insgesamt senden die Infizierten-Zahlen kein Alarmsignal. Bei den sehr breit angelegten Tests in Gütersloh wurden bisher über 8.000 Personen getestet. Dabei waren in den vier Diagnosezentren, die der Kreis mit Unterstützung der Bundeswehr betreibt, die bisher vorliegenden 5.914 Befunde alle negativ. Die weit überwiegende Mehrheit der Getesteten ist also gesund.
Die Details der Infizierten-Zahlen sind ebenfalls sehr aufschlussreich. Per 1. Juil waren im Kreis Gütersloh 2.370 mit Corona infizierten Personen erfasst. Das ist die Gesamtzahl aller Infektionen seit Beginn der Pandemie. Von diesen Personen gelten 1.537 noch als erkrankt, 1.507 Personen sind in häuslicher Quarantäne. Laut Auskunft der vier Krankenhäuser werden derzeit 28 Patienten stationär behandelt. Davon werden 3 Personen intensivpflegerisch versorgt und 2 Personen müssen beatmet werden. Die Auslastung der Intensivbetten und Beatmungsgeräte im Kreis Güterloh ist dadurch bei weitem nicht gefährdet. 21 Corona-Patienten sind bisher gestorben (1% aller Infizierten).
Corona in der überwiegenden Zahl der Fälle ohne Symptome
Entscheidend an der Statistik ist aber: Die allermeisten der Corona-Infizierten zeigen absolut keine Symptome einer Erkrankung. Sie befinden sich auch nicht in einem medizinisch kritischen Zustand. Das bestätigt Jan Focken, der Leiter des Krisenstabs in Gütersloh auf Anfrage von FUCHS. Etliche Infektionen sind nur durch die flächendeckenden Tests erkannt worden.
Fazit: Wer viel testet, wird viele Infizierte finden. Denn das Virus ist ansteckend, aber in der überwiegenden Anzahl von Fällen auch symptomlos. Es ist wie bei Krankheit wichtig, die Ansteckungsrate gering zu halten. Das Risiko, dass das Gesundheitssystem schnell überlastet werden könnte, erscheint uns auf Basis der Zahlen aber viel geringer als bisher angenommen.