Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2810
Pulverfass Krankenkassenkosten

Gesundheitsausgaben werden bald zum Haushalts-Risiko

Stethoskop, Kugelschreiber und Unterlagen. Copyright: Pixabay
Die Kosten des Gesundheitssystems bedrohen schon mittelfristig die Haushaltsstabilität. Denn diese Ausgaben steigen viel stärker als das BIP. Dass die Kostensteigerungen dauerhaft über Krankenkassen-Beitragssätze finanziert werden, ist unwahrscheinlich. Die Politik wird sich das nötige Geld anderswo beschaffen...

Die Gesundheitskosten werden sich schon in den nächsten Jahren zu einem Risiko für den Bundeshaushalt entwickeln. Wachsen sie weiter wie in den vergangenen fünf Jahren, wird das Gesundheitssystem im Jahr 2040 Kosten von 704 Mrd. Euro verursachen. Das sind 80% mehr als derzeit. Im Jahr 2019 betrugen die Kosten noch 385 Mrd. Euro, errechnete der Beratungsunternehmen Boston Consulting Group.

Kostendeckender Beitragssatz läge bei über 20%

Die Gesundheitsausgaben steigen mehr als doppelt so schnell wie das Bruttoinlandsprodukt oder das verfügbare Haushaltseinkommen. Ein kostendeckender Beitragssatz der Krankenversicherung läge dann bei über 20% des Einkommens. Derzeit betragen die staatlich für alle gesetzlichen Krankenkassen festgelegten Beitragssätze im Durchschnitt – nach einem Anstieg infolge der Corona-Kosten in den vergangenen beiden Jahren – 15,9%.

Die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen werden so neben der Rente zu einem zweite Pulverfass. Und die Lunte brennt schon. Die Handlungsoptionen der Politik sind begrenzt. Eine schrittwiese Anhebung des staatlichen Einheitsbeitrags für die GKV halten wir im nötigen Ausmaß für unwahrscheinlich. Denn das würde die Arbeitskosten stark verteuern – zusätzlich zum ohnehin in den nächsten Jahren bestehenden Lohndruck. Derart hohe Arbeitskosten wären ein schwer wiegender Wettbewerbsnachteil und würden den wirtschaftlichen Erfolg des Landes gefährden.  

Der Bundeszuschuss wird weiter steigen

Die kommenden Regierungen werden – wie schon bei der Rente – die wachsende Lücke aus Steuermitteln stopfen und den Bundeszuschuss erhöhen. Schon in diesem Jahr wird der Bundeszuschuss mit 19,5 Mrd. Euro auf eine neue Rekordhöhe steigen. In den letzten drei Vor-Corona-Jahren lag er bei 14,5 Mrd. Euro im Jahr.

Bisher haben alle Reformbemühungen, mit denen die Gesundheitskosten gesenkt werden sollten, keinen dauerhaften Erfolg gehabt. Deshalb werden diese Kosten aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren stetig steigen. Und – ebenso wie die Rentenzuschüsse – schon mittelfristig die Stabilität des Bundeshaushalts bedrohen.

Fazit: Während der Corona-Krise sind die Kosten der Gesundheitssystems völlig aus dem Blick geraten. Kontrolle wird nicht mehr so wichtig genommen. Die Kosten des Systems steigen aber mit einer schon mittelfristig gefährlichen Dynamik an. Die Politik wird „den Rentenweg gehen“ und Defizite in steigenden Steuerzuschüssen und Schulden verstecken.

Hier: FUCHSBRIEFE abonnieren

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang