Langsam Richtung Grundsicherung
Die Nettorenten – gemessen an den Einkommen – sinken. Die Beiträge steigen.
Das Bundesarbeitsministerium will eine Diskussion über das sinkende Rentenniveau vermeiden. Die aktuellen Hurra-Meldungen zu Rentenerhöhungen täuschen über die dürftigen Perspektiven kommender Rentner-Generationen hinweg. Deshalb hören die Voraus-Berechnungen des Ministeriums seit Jahren mit dem Jahr 2030 auf. Schon die Zahlen bis dahin sind wenig ermutigend: Bis 2030 wird das Nettorentenniveau von derzeit 48% auf 43% (der Nettolohnsumme) fallen. Der Beitragssatz wird von derzeit 18,7% auf 22% steigen. Für die Jahre danach liegen keine amtlichen Zahlen vor. Das Munich Center for the Economics of Aging (MEA) errechnete bereits 2012, dass der durchschnittliche Rentenbeitrag schon zwischen 2030 und 2035 knapp 25% betragen müsste. Die Nettorente läge dann bereits unter 40%. Der durchschnittliche Neu-Rentner wird ab 2030 eine Rente erhalten, die er ohne Beitragszahlung auch als Grundsicherung bekäme. 2014 lag die Durchschnittsrente der Frauen mit 610 Euro im Monat bereits unter dem Niveau der Grundsicherung von derzeit im Schnitt 690 Euro. Dass bislang lediglich 500.000 Rentner eine Grundsicherung beziehen, liegt an der Hinzurechnung des Einkommens des Ehepartners. Bei Neu-Rentnerinnen liegt die monatliche Rentenzahlung derzeit bei 505 Euro (West) bzw. 786 Euro (Ost). Schon heute muss ein Durchschnittsverdiener über 30 Jahre einzahlen, um auf 690 Euro Rente im Monat zu kommen – das Grundsicherungsniveau, das auch ohne Beitragszahlung gewährt wird. Spätestens die nächste Bundesregierung wird neue Zahlen für die Zeit nach 2030 auf den Tisch legen müssen. Sie werden eher noch schlechter ausfallen, denn die durchschnittliche Lebensarbeitszeit sinkt seit Jahrzehnten und damit der Anspruch auf Rente. Erst in jüngster Zeit gibt es gegenläufige Tendenzen, etwa die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters, weniger Anreize zur Frühverrentung und Altersteilzeit. Offizielle Stellungnahme des Arbeitsministeriums zu FUCHS: „Alle Vorausberechnungen hängen sehr stark von den jeweils zugrunde gelegten Szenarien und Annahmen ab.“ Weshalb man lieber gar nicht rechnet?
Fazit: So schön die Rentenerhöhung von über 2% zur Jahresmitte für die Begünstigten ist – die guten Zeiten für Rentner gehen zu Ende.