Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1333
Flughafen Berlin

Luxus für Billigflieger

Der BER kostet und kostet. Und er wird auf Jahre ein Verlustgeschäft bleiben - wenn er denn in Betrieb geht.
Der Berliner Flughafen BER wird nach heutigen Voraussetzungen kaum in der Lage sein, auch nur in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen. Davon geht der Politikberater und Buchautor Frank Welskop aus. Er hat den gesamten Prozess seit Planung des Flughafens eng begleitet und zu den krassen politischen Fehlannahmen schon 2009 ein Buch geschrieben (BBI – ein neuer Berliner Bankenskandal?). Er hat jetzt seine Zahlen bei einem Vortrag vor der Hayek-Gesellschaft in Berlin aktualisiert. Die tatsächlichen Kosten des Flughafenbaus liegen weit höher als die öffentlich ausgewiesenen. Addiert man die Vorlauf- und Infrastrukturkosten bis zum Baubeginn, kommt Welskop allein auf rund 4 Mrd. Euro. Hinzu addieren sich die Subventionskosten für die Billigflieger. Sie hat Berlin angelockt, um die Fluggastzahlen hochzutreiben. Noch am 30.5. feierte der Flughafen in einer Pressemitteilung, dass der Low-Cost-Carrier Transvia eine Direktverbindung Schönefeld-München starten will. Dazu kommen die Leerlaufkosten von 30 bis 40 Mio. Euro pro Monat. Und nicht zuletzt die Finanzierungskosten für 2,7 Mrd. Euro Kredite und die Eigenkapitalhinterlegung der Eigentümer (Länder Berlin, Brandenburg und der Bund). Oben drauf kommen die aktuellen offiziellen Baukosten von 5,4 Mrd. Euro bei – schon nicht mehr haltbarer – Eröffnung im Oktober 2017. Das eigentliche Problem des Flughafens sind die (fehlenden) Umsätze. Mehr als 400 Mio. Euro pro Jahr sind bei einem Passagieraufkommen von 33 Mio. pro Jahr nicht zu erreichen. 800 Mio. wären für einen kostendeckenden Betrieb aber nötig, so Welskop. Schuld ist die Low-Cost-Strategie der Eigentümer (70% der Flüge). So fährt Berlin pro Fluggast (Tegel und Schönefeld zusammengenommen) derzeit nur knappe 11 Euro ein. Der Durchschnitt auf deutschen Flughäfen beträgt 25 Euro. Frankfurt schafft 42 Euro. Berlin ist vom ursprünglich geplanten Hub mit 24-Stunden-Betrieb zum innerdeutschen Zubringerflughafen degeneriert. Laut Flugplan 2012 waren 63% Inlandsflüge (einschließlich Tegel). Ihr Anteil ist noch gestiegen. Damit lässt sich kein Geld machen. Berlin verdient 16% im Non-Aviation-Bereich (Verkauf, Gastronomie im Flughafen), in Frankfurt sind es 66%. Das bisschen Fracht ist reine Zuladung und kein eigenständiges Geschäft. Sie liegt auf Höhe der Zahl von 1990: 35.000 t. Eine Prognose der Lufthansa stellte mal die aus heutiger Sicht irre Erwartung von 1,1 Mio. t in den Raum. Doch dazu hätte es kein Nachtflugverbot für Schönefeld geben dürfen. Inzwischen hat sich das Frachtgeschäft in Leipzig etabliert.

Fazit: Ein glaubhaftes Konzept oder einen Businessplan, den BER nicht zur Dauersubventionsruine werden zu lassen, gibt es bisher nicht bzw. ist dieser „geheim“. So dürfte Welskop recht behalten: Der BER ist ein Luxusflughafen für die Billig-Airlines.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang