Machbarkeitsstudie soll Beitrag für die Energiewende ausloten
Deutschlands Autobahnnetz (mit 13.000 km das viertlängste der Welt) kann einen enormen Beitrag für die Energiewende leisten - jedoch nur in der Theorie. Das Potenzial der Stromerzeugung ist riesig. Laut Fraunhofer-Institut gibt es ein sinnvoll nutzbares Potenzial von Sonnenenergie an Verkehrswegen in Deutschland von 72 Gigawatt. In dieser Kalkulation sind allerdings auch Schallschutzwände, Radwege und andere versiegelte Flächen mit einberechnet. Die Atomkraftwerke in Deutschland liefern im Durchschnitt je 1,4 GW.
Sonnen-Strom und viele weitere Vorteile
Neben dem erzeugten Strom gibt es noch weitere Nebeneffekte überdachter Autobahnen. So wäre die Fahrbahn – auch bei teildurchlässigen PV-Modulen – verschattet. Das könnte zu einer längeren Lebensdauer des Asphalts führen. Die Autobahnen wären nie regennass (weniger Unfälle). Im Winter würde der Schneeräum-Aufwand sinken.
Ob die Überdachung von Autobahnen mit PV-Modulen all diese Vorteile miteinander vereint, wird nun in der Praxis getestet. Die vom beteiligten Partner, dem Austrian Institute of Technolgy (AIT), vorab durchgeführte Studie legt aber nahe, dass die Rechnung so nicht aufgeht. Demnach muss sich die längere Lebensdauer des Asphalts erst beweisen. Die Trägerkonstruktion ist aufwendig, um die Schneelasten sicher abzufangen. Außerdem werden aufgrund der Überdachung negative Effekte hinsichtlich der Luftströmungen (Fahrtwinde, Turbulenzen) und der natürlichen Fahrbahnreinigung (Regen) erwartet.
Viele Risiken und offene Fragen
Auch aus Sicherheitsgründen gibt es Einschränkungen. So würde eine vollständige Überdachung der Autobahn baurechtlich einem Tunnel entsprechen. Damit wären erhöhte Sicherheitsanforderungen verbunden. Schließlich ist noch unklar, welche Folgen Unfälle hätten. Insbesondere LKW-Unfälle und Brände wären bei überdachten Autobahnen ein Sicherheitsrisiko.
Aufgrund dieser Bedingungen wird die PV-Überdachung von Autobahnen sehr teuer. Voraussichtlich werden die Kosten höher als bei anderen Projekten liegen. Die Schätzungen belaufen sich derzeit auf ca. 250 Euro je Quadratmeter. Hinzu kommen Kosten für Versicherung, Wartung, Reparaturen. Daraus folgt: Für die gesamte Wirtschaftlichkeit der Anlage ist „vor allem der anzusetzende Strombezugspreis der ausschlaggebende Faktor“, so die an dem Praxis-Test beteiligten Wissenschaftler, die vorab die wirtschaftlichen Chancen theoretisch ausgelotet haben.