Parteien: Bei den Grünen siegen die Realos
Bei den Grünen setzen sich Realos wie Cem Özdemir durch. Das erleichtert Angela Merkel die nächste Koalitionsbildung.
Bei den Grünen zeichnet sich für den Mitgliederentscheid am Mittwoch eine kleine Sensation ab. So, wie es aussieht, wird neben der bereits feststehenden Katrin Göring-Eckardt mit Cem Özdemir ein zweiter Realo die Grünen in den Bundestagswahlkampf führen. Das innerparteiliche Gleichgewicht wird damit erstmals grundlegend gestört. Der Linke Anton Hofreiter hat, wie auch Realo Robert Habeck, bei der Mitgliederbefragung keine Chance. Damit bekommt die schwarz-grüne Linie Oberwasser. Die Grünen qualifizieren sich als potenzielle Partner von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Mit dem neuen Führungspersonal werden grüne Praktiker wie Winfried Kretschmann gestärkt. Das erleichtert einer möglichen künftigen Bundesregierung mit grüner Beteiligung die Zusammenarbeit mit dem Bundesrat. Damit ist das gerade beschlossene linke Programm mehr oder weniger Makulatur. Und der Union kommt das rot-rot-grüne „Feindbild“ abhanden. Wenigstens bleibt der Union der Verweis auf das chaotische, kleinkarierte Handeln der jungen Regierungskoalition in Berlin. Sie steht anderthalb Monate nach der Senatsbildung schon vor dem politischen Aus. Die angezählte SPD mit Kanzlerkandidat Sigmar Gabriel kann beim Berliner Machtpoker nur noch zuschauen. Und Merkel kann auswählen, ob sie sich der Sozialdemokraten noch einmal erbarmt und sie als Juniorpartner annimmt. Zwischen beiden Parteien liegen bei der Sonntagsfrage derzeit 16 Prozentpunkte (37 Union, 21 SPD).
Fazit: So sehr die Kanzlerin national und internationale an Ansehen verloren hat – sie dürfte auch künftig die stärkste Partei im Bundestag anführen. Die nächste Kanzlerschaft ist ihr kaum zu nehmen.