Politische Prognose
Die OECD sieht Deutschland auf dem Weg in eine neue Wachstumsschwäche. Die dazu vorgelegten Fakten sind reichlich dünn.
Die Wirtschaftsprognosen der OECD werden immer politischer. Dabei bleibt die Logik auf der Strecke. Die Politisierung betrifft besonders Deutschland. So hatte die OECD noch im Mai 2014 ein deutsches Wachstum von 2,3% vorausgesagt und es damit weit überschätzt. Im jüngsten Konjunkturbericht wird nun ein dramatischer Wachstumseinbruch prognostiziert – auf nur noch von 1,1% für 2015. Diesen „Absturz“ nimmt dann OECD-Chefökonomin Catherine L. Martin zum Anlass, von Deutschland höhere öffentliche Investitionen zu fordern. Die OECD widerspricht sich in zentralen Punkten. Eine Ursache der deutschen Wachstumsschwäche sei der deutsche Export. Der leide besonders unter der Krise in der Eurozone und in der Weltwirtschaft. Im selben Report sagt die OECD allerdings eine Wachstumsbeschleunigung in der Eurozone von 0,8% in 2014 auf 1,1% Zuwachs im nächsten Jahr voraus. Der Export hat zudem seit September wieder Fahrt aufgenommen. Wie es gerade passt, werden auch die Folgen der Ukrainekrise ausgelegt. Deutschland werde 2014 unter der Ukrainekrise besonders leiden, meint die OECD. Sie beziffert dann aber die Wachstumsverluste daraus auf lediglich 0,1%-Punkte für den Euroraum (für 2014). Das liegt eigentlich unterhalb des Messbaren. Zudem übersieht die OECD, dass Deutschland 2015 zwei Arbeitstage mehr hat. Nach einer volkswirtschaftlichen Faustformel bringen zwei Werktage zusätzliche 0,6% Wachstum des BIP. Ausgeblendet werden bei der OECD außerdem die positiven Effekte der Euroschwäche auf die deutsche Ausfuhr auch im nächsten Jahr sowie die wachsende Beschäftigung (im November erstmals mehr als 43 Mio. Erwerbstätige) und der sich besser als erwartet entwickelnde Konsum.
Fazit: Deutschlands Wachstumsschwäche wird herbei prognostiziert, um den Sparkurs – Stichwort „schwarze Null“ – zu torpedieren. Die OECD sollte sich eigentlich nicht für politische Kampagnen einspannen lassen.