Rente und Soziales: Lösung der Politik gefragt
Die Lebenserwartung steigt, und die Menschen altern gesünder. Dennoch entstehen in den letzten Lebensjahren kosten, die die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und zur staatlichen Pflegeversicherung treiben.
Die Abgabenbelastung für Sozialversicherung und Rente kann in wenigen Jahrzehnten die Hälfte der Bruttoeinkommen „fressen“. Allein die Beitragssätze zur Kranken- und Pflegeversicherung werden nach heutigem Ermessen bis 2050 auf 23,9% vom Bruttolohn steigen. Mittelfristig steigt dabei die durchschnittliche Belastung der Einkommen durch Beiträge für die GKV von 16,5% in 2020 auf 19,2% in 2040 und 20,2% in 2050. Für die Staatliche Pflegeversicherung steigen die Beitragssätze von durchschnittlich 2,5% in 2020 auf 3,2% in 2040 und 3,7% in 2050. Die Beitragsbelastung für beide Sozialversicherungszweige zusammen beträgt damit mittelfristig 19% im Jahr 2020 und 22,4% in 2040 bzw. 23,9% im Jahr 2050. Auf diese Zahlen kommt eine Simulationsrechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln, IW. Das IW hat die Finanzierungslücken für beide Sozialversicherungszweige abzuschätzen versucht. Sie ergeben sich aus längerer Lebenserwartung und besonders hohen Kosten in den letzten Lebensjahren – trotz der Annahme, dass die Menschen allgemein gesünder alt werden als derzeit. Das IW fordert daher Reformen der Finanzierungsseite, aber insbesondere neue Verfahren zur Gestaltung der Leitungskataloge und neue Organisationsformen für die medizinischen und pflegerischen Leistungserbringer. Hinzu kommen die Rentenabgaben. Eine Beitragssatzerhöhung in der Rentenversicherung auf 26% würde 2040 in der IW-Simulation zu einer Gesamtbelastung der Beitragszahler von gut 48% für Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung führen. Arbeitgeber tragen davon schon heute die Hälfte. Zur Erinnerung: 1970 lag der Gesamtbeitrg noch bei 24%.
Fazit: Dass ein solches System keinen Bestand haben kann, liegt auf der Hand. Zumal zu den genannten Sätzen noch die Steuern hinzugerechnet werden müssten. Die Politik wird sich damit schon sehr bald befassen müssen.