Im Gewerkschaftslager werden die Kräfte neu gebündelt. Die Industriegewerkschaften Metall, Bergbau-Chemie-Energie und Bau sowie die Eisenbahngewerkschaft EVG werden künftig eng miteinander kooperieren. Die vier wichtigsten Gewerkschaften außerhalb des öffentlichen Dienstes wollen damit Reibungsverluste vermeiden.
Das Arbeitsprogramm der vier Mitglieder der Kooperation umfasst praktisch alle wichtigen Politikfelder. Dazu gehören bspw. Industrie 4.0, die Mitbestimmung oder die Energiepolitik.
Das Profil der Gewerkschaften wird gestärkt. Positionen werden stringenter formuliert und einheitlicher vertreten. Das zielt auf neue Mitglieder und eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den Arbeitgebern.
Der DGB – intern seit langem wegen seiner Schwerfälligkeit kritisiert – wird in wichtigen Fragen künftig außen vor gelassen.
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffman (kommt selbst aus der IG BCE) begrüßt nach außen die Kooperation. Der DGB habe damit die Chance, Abgrenzungen zwischen den Gewerkschaften zu antizipieren, statt ihnen hinterherzulaufen. Im Klartext: Das Tempo bestimmen jetzt die mitgliederstarken Gewerkschaften statt die oft genug zwischen den Stühlen sitzende Dachorganisation.
Auffällig: Ver.di bleibt außen vor. Mit der vom Grünen Frank Bsirske (die anderen Chefs sind SPD-Mitglieder) geführten Gewerkschaft rasseln die anderen zu oft aneinander. Ver.di bekommt ihre Probleme nicht in den Griff, allen voran die sich ausweitende Konkurrenz mit aggressiven Spartengewerkschaften wie der Lockführergewerkschaft GdL, dem Marburger Bund, der Vereinigung Cockpit, der GEW.
Das zwingt Ver.di zu Positionen, die andere DGB-Gewerkschaften nicht voll mittragen, etwa den Mindestlohn. Was im schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich als Fortschritt gefeiert wird, ist für die Industriegewerkschaften ein Zeichen gewerkschaftlicher Schwäche. Denn der Mindestlohn hat die Tarifautonomie ausgehebelt.
Fazit: Das Gewerkschaftslager stärkt sein Profil und damit seine Durchsetzungskraft. Die Arbeitgeber werden reagieren müssen.