Stabil, aber bedeutungslos geworden
Auch wenn sie zuletzt viel Prügel (Thüringen) bezogen hat: Die FDP zeigt in Wahlergebnissen auf lange Sicht mehr Kontinuität als CDU und SPD. Sie ist so gesehen die stabilste der drei alten West-Regierungsparteien. Parteichef Christian Lindner kämpft vielmehr wie seine Vorgänger auch mit der "Geisteshaltung" der Wähler. Viel mehr als zwischenzeitliche Hochs sind für die Liberalen in Deutschland eben nicht drin.
Zwar kommen auch die Liberalen meist nicht mehr an ihre Durchschnittsergebnisse der 50er bis Ende der 80er Jahre heran. Meist fallen die Ergebnisse im Median der 90er Jahre bis heute etwas schlechter aus. Das liegt vor allem auch an den verzerrend starken Ergebnissen der Wirtschaftswunderjahre. Doch ein "Underperformer" sind die Liberalen in der Langzeitbetrachtung nicht.
Stark verloren in Bremen und im Saarland
Am deutlichsten ist der Rückgang in den beiden Pleite-Staaten Bremen und Saarland. Hier ging das Ergebnis um 4,3 Prozentpunkte im Median zurück, gefolgt von Baden-Württemberg (-2,8 Prozentpunkte), dem Land, in dem das traditionelle "Drei-Königstreffen" stattfindet.
Im Bund legten die Freien Demokraten trotz des Falles unter die 5%-Hürde 2013 leicht um 0,2 Prozentpunkte zu. In Schleswig-Holstein feiert der Liberalismus sogar eine Renaissance mit einem Wählerzuwachs seit der Wende um 2,1 Prozentpunkte im Median. Auch in Niedersachsen sind die Wahlergebnisse seit der Wiedervereinigung geringfügig höher (+0,6 Prozentpunkte im Median) als vorher.
Hoch-Zeit der Wirtschaftswunderjahre
In vielen Bundesländern gab es eine Hoch-Zeit des Liberalismus in den 1950er Jahren des Wirtschaftswunders. Mit zweistelligen Wahlergebnissen in Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. An derartige Ergebnisse sind die Liberalen später nur noch in Ausnahmejahren herangekommen. Vor allem im hohen Norden und Hessen und im Bund (2009) sowie zuletzt in NRW (2017).
Das Problem der FDP ist weniger der generelle Rückgang im Wählerzuspruch. Der Liberalismus war als politische und Geistesströmung in Nachkriegsdeutschland abgesehen von den 1950er Jahren nie sehr stark.