Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1205
Parteien

Strategische Schritte

Die Parteichefs der beiden deutschen „Volksparteien“ setzen im wahlarmen Jahr 2015 strategische Duftmarken – und gehen dabei persönliche Risiken ein.
Die Chefs der beiden „Volksparteien“ CDU und SPD nutzen das wahlarme Jahr 2015, um ihre strategischen Vorhaben voranzutreiben. Angekündigt hatten wir dies in unserer FB-Weihnachtsausgabe. Angela Merkel und Sigmar Gabriel gehen dabei persönliche Risiken ein. Unbedrängt von der schwachen Opposition glauben sie es sich leisten zu können, dabei ihre Top-Funktionäre vor den Kopf zu stoßen. Angela Merkel setzt mit ihrer Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ ein klares Signal in Richtung Mitte. Damit geht sie konsequent den Weg der Union zur Stadtpartei weiter: Die CDU öffnet sich einem politisch eher links stehenden Publikum sowie Aufsteigern aus dem Migrantenmilieu. Außerdem reicht sie den Grünen die Hand zu einer Koalition der Willigen im Bundestagswahljahr 2017. Die ist ohne Islamfreundlichkeit nicht zu haben. Zugleich vergrößert die Kanzlerin die Distanz zur AfD. Sie lässt im politisch konservativen Spektrum immer größere Freiräume. Dass der Beifall der Fraktion für ihren Satz ausbleibt und ihr treue Vasallen wie CDU-Fraktionschef Volker Kauder in diesem Punkt widersprechen, nimmt sie billigend in Kauf. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel versucht ebenfalls, neue Wählerpotenziale zu erschließen. Dabei betritt er sogar vermintes Gelände. Gabriel weiß natürlich, dass sowohl die Wähler der AfD als auch die Pegida-Demonstranten keineswegs allein aus abtrünnigen CDU-Wählern bestehen. Die Mehrheit sind Nichtwähler und ehemalige Linke-Wähler. Er tritt als erster Kümmerer der Bundespolitik auf, wenn auch offiziell als Privatperson, der mit den Teilnehmern redet. Für Gabriel ist die Situation schwieriger als für Merkel. Bei ähnlichem Einsatz ist der Erfolg deutlich ungewisser als für die Kanzlerin. Sie hat bereits mit Schwarz-Grün in Hessen den ersten Schritt für ein solches Bündnis im Bund 2017 getan. Der Vizekanzler jedoch muss es erst einmal schaffen, aus dem Umfragetief herauszukommen. Die Pegida-Aktion ist da ein zweischneidiges Schwert. Einen neuen potenziellen Koalitionspartner wird er im rechten Spektrum ebenfalls nicht finden. Dennoch nimmt er den Clinch mit den Parteifunktionären, voran Generalsekretärin Yasmin Fahimi, in Kauf. Möglich machen die innerparteilich heftig umstrittenen strategischen Vorstöße der Parteichefs die schwachen Auftritte der Oppositionsparteien. Die Linke hat einen neuen Führungsstreit in der Auseinandersetzung zwischen Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht um eine Doppelspitze in der Fraktion – die Gysi ablehnt. Die Grünen sind nicht wahrnehmbarer als die aus dem Bundestag geflogene FDP.

Fazit: Beide Parteichefs der Großen Koalition riskieren für neue strategische Optionen einiges. Bei Merkel ist das Verhältnis von Einsatz und potenziellem Ertrag jedoch weitaus günstiger. Kritisch wird es für beide Regierungspartner dann, wenn die Wahlumfragen ihre Vorstöße zu Misserfolgen werden lassen. Dann wird die innerparteiliche Opposition ihr stärkster Gegner.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang