Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1294
Schulz-Hype

Union: Kleine Lex AfD in Vorbereitung

Suche nach der Wahlkampfstrategie: Angela Merkel | © HANNIBAL HANSCHKE/AFP/Getty Images
Die Nominierung des SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz kam für die Union überraschend. Dennoch gewinnt man dem Wiedererstarken der SPD durchaus positive Seiten ab.

Die Union gewinnt der Erholung der SPD im Zuge des Schulz-Hypes auch Positives ab. Zwar wird das, erst recht im beginnenden Wahlkampf, offiziell kein Parteigetreuer zugeben. Aber tatsächlich war die Sorge um die älteste deutsche demokratische Partei groß, die seit einem Jahrzehnt der 20%-Grenze bei Wahlen und in Umfragen immer näher kam. Unionsstrategen erkennen auch neidlos an: Die Begeisterung, die „Martin“ innerparteilich entfacht hat, „ist nicht verordnet, sondern echt“.

Am meisten freut sich die Union, dass die Schulz-SPD offenbar der AfD Stimmen abzieht. Diese verliert in jüngeren Umfragen, und die heimliche Hoffnung ist, dass sich deren Parteispitze weiter zerkeilt und die AfD am Ende deutlich unter 10% der Wählerstimmen erhält. Dies könnte insbesondere dann der Fall sein, wenn es SPD und Union gelingt, ebenfalls für die Wahl am 24. September zu mobilisieren.

Dennoch könnte die AfD am Ende Oppositionsführerin im Bundestag werden. Denn auch die Linke scheint wieder in ihre Ursprungsrolle als Partei der neuen Bundesländer zurückzufallen und im Westen kein Land zu gewinnen. Die Grünen wiederum schwächeln angesichts eines Mangels an Themen und Wählkämpfern vom Schlage eines Joschka Fischer oder wenigstens Jürgen Trittin. Die FDP kommt bisher knapp in den Bundestag.

Nach aktuellen Umfragen ergäbe sich wieder die große Koalition als Regierungskonstellation. Nur wer den Kanzler stellt, könnte spannend werden. Denn in einem Sechs-Parteien-Parlament, in dem die kleinen Parteien unter 10% bleiben, würde es nicht mal eine Konstellation Union oder SPD plus zwei Kleine schaffen, die Mehrheit der Sitze auf sich zu vereinen. Das allerdings besorgt die Parteistrategen. Denn es würde die Systemverdrossenheit erneut steigern.

Um den Einfluss der AfD von vornherein zu begrenzen, denkt man über eine kleine „Lex AfD“ nach. Aus dem Alterspräsidenten des Bundestages soll ein Dienstältestenpräsident werden. Damit der AfD neben der möglichen Rolle als Oppositionsführerin nicht auch noch die Leitung der ersten Parlamentssitzung zufällt. Dies käme wahrscheinlich Wilhelm von Gottberg, dem früheren Vorsitzenden der Landsmannschaft Ostpreußen, zu. Künftig soll stattdessen derjenige die Sitzung leiten, der am längsten im Hohen Haus gesessen hat. Das könnte FDP-Mann Hermann-Otto Solms sein.

Weniger reformfreudig sind die Parlamentarier beim Wahlrecht. Die von allen Fraktionschefs eigentlich als zwingend angesehene Wahlreform mit einer Begrenzung der Überhangmandate wird vor der Wahl nicht mehr kommen. So könnten am Ende statt der regulär vorgesehenen 598 Abgeordneten über 700 im Bundestag sitzen. Hier geht das Eigeninteresse vor.

Fazit: Wenn auch von der SPD und ihrem Spitzenmann Schulz inhaltlich bisher nichts Konkretes auf dem Tisch liegt – in Bewegung gebracht hat der „Martin-Effekt“ schon eine Menge.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang