Viele Mittelständler wollen nicht mehr
Der Verkauf von Viessmann an den US-Konzern Carrier ist ein Menetekel für den Standort Deutschland. Fast alle Mittelständler sehen für die Zukunft ihrer Unternehmen schwarz. Und viele denken wie die Familie Viessmann über einen Verkauf nach. Etliche Kleinere Betriebe dürften auch einfach geschlossen werden (Stichwort Höfe-Sterben, Ladenschließungen).
Familienunternehmer glauben, dass die Deindustrialisierung schon begonnen hat
Verursacher für diesen um sich greifenden Pessimismus bei den Unternehmern ist die Politik. Bei einer Befragung des Verbandes "Die Familienunternehmer", an der 845 Mitglieder teilnahmen, waren 96% der Ansicht, dass die Deindustrialisierung Deutschlands schon begonnen habe. Fast alle Unternehmer (94%) sind außerdem der Ansicht, die kommende Generation der Unternehmer wird es schwerer haben. Das sind katastrophale Zahlen. Alarmierend: Über die Hälfte der Unternehmer (56%) würde ihren Betrieb nicht mehr in Deutschland aufbauen, wenn es zu einem Neuanfang käme.
Bürokratie ist ein immer drängenderes Problem
Die Ansicht der Mittelständler ist ganz klar: Die Politik zerstört den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das größte konkrete Problem ist die Bürokratie. 40% aller Familienunternehmer beklagen die Überregulierung und viel zu langsame Behörden. Gerade kleinere Unternehmen versinken in immer mehr unproduktiven Arbeiten, die den Nachweispflichten für Sozial-, Umwelt- und Lieferkettengesetzen dienen.
Der Arbeitskräftemangel ist im Verhältnis dazu fast eine Lappalie. Nur 25% aller Mittelständler beklagen ihn. Zu hohe Steuern und Abgaben, sowie hohe Energie- und Produktionskosten folgen mit jeweils 16% der Nennungen mit einigem Abstand.
Kleinteilige Gesetze und Ämter, die noch nichts von Digitalisierung gehört haben
Viele Gesetze, die von der EU oder der Bundesregierung in den vergangenen Monaten verabschiedet wurden, sind sehr kleinteilig und erfordern einen hohen Verwaltungsaufwand. So steigen die Berichtspflichten durch die EU-Taxonomie stark an. Manche Unternehmen beschäftigen einen Mitarbeiter einen Tag in der Woche alleine damit. Planungs- und Genehmigungsverfahren für Baumaßnahmen dauern Jahre.
Bei der Erfassung der Arbeitszeit geht es zurück zur Stechuhr. Das hebelt flexible Arbeitszeiten aus. Auch die fehlende Digitalisierung der Ämter führt zu einem hohen Aufwand. Für viele Anträge, Nachweise, usw. müssen noch immer Briefe verschickt und Papierakten angelegt werden. 85% der Unternehmer halten den Aufwand für Nachweispflichten für erheblich größer, als vor gerade mal zehn Jahren.
Über die Hälfte der Unternehmer denkt über Verkauf nach
Immer mehr Unternehmer denken daher an einen Verkauf. Nur 28% sagen, sie hätten nie daran gedacht. Alle anderen denken mehr oder weniger regelmäßig darüber nach. Dann wären ihre Unternehmen in Konzernstrukturen und die Bürokratie würde die größeren Unternehmen weniger belasten.
Gerade auf dem Land könnten viele Arbeitsplätze verloren gehen
Kommt es zu einer Verkaufswelle, wird Deutschland viel verlieren. Wie Viessmann haben viele Mittelständler ihren Sitz im ländlichen Raum und bieten dort gut bezahlte Arbeitsplätze. Um zu verhindern, dass Carrier den Sitz in das aus den USA gut zu erreichende Frankfurt verlegt und die Produktion ins billigere Osteuropa, wurden langfristige Standortverträge geschlossen. Ob sich die Amerikaner daran gebunden fühlen, wenn das Unternehmen komplett in ihrem Besitz ist, wird erst die Zeit zeigen.