Wagenknecht will alles oder nichts
Ein erbitterter Machtkampf hat den Burgfrieden in der Partei Die Linke abgelöst. Seit der Bundestagswahl sind die Gegensätze wieder offen ausgebrochen. Nur für kurze Zeit waren sie durch ein Stillhalteabkommen gedeckelt (FB 10.8.). Es geht um die Führung der Partei und den Kurs als nur noch drittstärkste Oppositionspartei nach SPD und AfD.
Der Rückzug des Bundesgeschäftsführers Matthias Höhn befeuert die Kontroverse. Er konnte nicht mehr zwischen den Flügeln und Personen vermitteln. Sein Nachfolger Harald Wolf amtiert nur bis Juni 2018. Dann muss ein Parteitag der Linken eine neue programmatische und personelle Weichenstellung vornehmen.
Gefesselte Opposition
Der Gegensatz zwischen Fraktion und Partei wird bis dahin das Bild bestimmen. Es geht dabei um die komplette Machtübernahme durch die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht (mit ihrem Co. Dietmar Bartsch als Feigenblatt). Das Parteiführungsduo Katja Kipping/Bernd Riexinger wehrt sich dagegen mit aller Macht.
Schönheitsfehler: Die Realos haben bei der Bundestagswahl im Osten Stimmen verloren. Die eher fundamentalistisch ausgerichteten Wagenknecht-Anhänger im Westen legten dagegen zu. Sie retteten das Gesamtergebnis und damit knapp den Platz vor den Grünen.
Vorlage für die SPD
Wagenknecht will die ganze Macht. Bis sie das erreicht hat, bleibt die Linke gespalten und je nach Wortmeldung real orientiert oder fundamentalistisch aufgestellt. Setzt sich Wagenknecht nicht durch, könnte sie „den Lafontaine machen" und sich zurückziehen.
Das alles kommt der SPD zugute. Sie hat in der Opposition nun eine klare Führungsposition. Und eine Jamaika-Koalition bietet ihr genügend Reibungsfläche (FB 6.11.) sich zu positionieren. Ein stimmiges Konzept für die Opposition ist da gar nicht nötig. Die SPD wird sich hüten, sich festzulegen.
Fazit: Der Machtkampf in der Linken stärkt die Sozialdemokraten.