Woran Integration scheitert
Das Brett, das bei der Flüchtlingsintegration in den deutschen Arbeitsmarkt gebohrt werden muss, erweist sich als immer dicker.
Die Integration der Flüchtlinge gerät ins Mahlwerk der organisierten Partikularinteressen und von Ansprüchen aus der Heimat. Der Hinweis auf fehlende Bleibezusagen als Einstellungs-Hinderungsgrund für auszubildende Betriebe ist ein Ablenkungsmanöver. 70% der Flüchtlinge brechen nach den Erfahrungen des Ausbildungsexperten und früheren Telekom-Personalvorstands Thomas Sattelberger ihre Lehre vorzeitig ab. Ein selten ausgesprochener Grund: Die Verwandten aus der Heimat setzen die jungen Männer enorm unter Druck. Täglich meldet sich Mama am Handy und fragt nach der ersten Überweisung. Für die hiesigen Arbeitsvoraussetzungen fehlt jedes Verständnis. Regelmäßig hat die Familie Geld für die Schlepper gesammelt, oft sogar Kredit aufgenommen. Und nun macht der Sohn eine dreijährige Ausbildung für 350 Euro im Monat. Davon kann er sich nicht mal selbst unterhalten und muss aufstocken. Sattelberger fordert daher eigens für Flüchtlinge ein Parallelsystem mit Teilzeitlehre. Ihm schwebt eine gestufte Ausbildung über ein, zwei und drei Jahre vor. Aus der Politik wissen wir, dass solche Ideen längst diskutiert werden, aber bei den berufsständischen Interessenverbänden der Wirtschaft sowie den Gewerkschaften auf Granit beißen. Sie müssten zügig bisher mit Zähnen und Klauen verteidigte Grundsätze über Bord werfen. Die Grenzen der Philantropie werden im Arbeitsalltag schnell deutlich. Verständlich – gerade im Bereich der qualifizierten Stellen. Ein syrischer Arzt hat weit weniger Zeit in seine Ausbildung gesteckt als ein deutscher. Ein syrischer Gymnasialabschluss soll nach Pisa-Kriterien etwa einem deutschen Realschulabschluss entsprechen. Und auch eine deutsche Tischlerausbildung erfordert einiges an Mathematikkenntnissen, Zeichenfertigkeit und Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit etc. Wo Ausbildungsstandards geringer sind und weniger geleistet wird, kann aber nicht das gleiche (Tarifvertrag!) an Lohn gezahlt werden.
Fazit: Es wird eine Vielzahl neuer Hilfsarbeiter geben. Entweder akzeptiert man sie als Geringbezahlte unter Mindestlohn, aber beschäftigt sie wenigstens. Oder ein Großteil wird unbeschäftigt alimentiert – mit dem Risiko, dass sie ins kriminelle Milieu abgleiten.