Ein wenig Trump in Frankreich
Emmanuel Macron hat den 1. Wahldurchgang gewonnen. Obwohl der 39jährige Macron der Wunschkandidat von CDU und SPD gleichermaßen ist, steckt in ihm auch ein Stück Trump.
Emmanuel Macron wird Frankreichs neuer Präsident. Der Sieg im 1. Durchgang bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag war für FUCHS-Leser keine Überraschung. Im Brief vom 16.02. schrieben wir „Macron wird es schaffen“. Auch den 2. Wahlgang wird der europafreundliche Ex-Wirtschaftsminister und Investmentbanker ungefährdet überstehen. Er kann sich der Unterstützung der „Etablierten“ gegen Marine Le Pen vom Front National sicher sein. Auch die Wahlbeteiligung wird ihm keinen Strich durch die Rechnung machen. Wieder einmal haben die Medien eine unwahrscheinliche Konstellation zu einem Drohszenario aufgebauscht. Eine Stichwahl zwischen Rechts- und Linksaußen, Le Pen gegen Jean-Luc Mélenchon füllte in den letzten beiden Wochen die Nachrichten- und Kommentarspalten. Doch nach wie vor sind unter Frankreichs Wählern die Europatreuen und Gemäßigten in der deutlichen Mehrzahl. Obwohl der 39jährige Macron der Wunschkandidat von CDU und SPD gleichermaßen ist, steckt in ihm auch ein Stück Trump. Macron gehört selbst zur französischen Polit-Elite, hat sich aber bewusst außerhalb gestellt und auch so seinen Wahlkampf geführt. Sein Versprechen lautet, keinen Berufspolitiker mit einem Ministeramt betrauen zu wollen. Wie Trumps Amerika zeigt, kann das schnell zu Irritationen im In- und Ausland führen. Allerdings darf Macrons Mannschaft mit größerem Wohlwollen der Medien und der Öffentlichkeit rechnen. Die eigentliche Herausforderung kommt bei den Parlamentswahlen am 11. Juni. Macron hat nur folgerichtig keine Partei und keinen Apparat hinter sich. Auch hier ähnelt er Donald Trump. Macron braucht aber das Parlament, um seine Reformabsichten durchzusetzen – auch wenn diese deutlich hinter dem zurückbleiben, was der Gaullist Francois Fillon geplant hatte. Bei der Parlamentswahl könnten die Franzosen zu mehr Extremismus neigen (Denkzettelwahl).
Fazit: Macron ist aus Sicht des Auslands wohl der pflegeleichteste unter den Präsidentschaftsanwärtern für den Elysée. Um für Frankreich etwas zu bewirken, hat er parlamentarisch die schlechtesten Voraussetzungen von allen.