Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1945
Corona-Bonds sind das Einfallstor

Brüssel hofft darauf, eigene Schulden machen zu können

Streitfrage Corona-Bonds Copyright: Pixabay
Die Finanzdisziplin ist das erste Opfer der Coronakrise. Politik hat gar nicht mehr die Kraft, einschneidende Maßnahmen durchzusetzen. Die Schulden drohen in der EU aus dem Ruder zu laufen.

Europa steht eine neue Schuldenkrise bevor. Am Rande des heutigen "Online-Gipfels" der Staats- und Regierungschefs werden bereits Überlegungen gemacht, wie diese „gemeistert“ werden kann. Um die Folgen auf den Schuldenkonten der Staaten zu kaschieren, könnte – neben den Hilfsprogrammen des ESM und den Kreditvergaben der EIB – Brüssels Budget deutlich aufgestockt werden. Brüssel könnte eine ganze Reihe von Ausgaben übernehmen und vereinheitlichen: u.a. einen Teil der Arbeitslosenversicherung.

Neu wäre: Die EU erhält dazu die Erlaubnis, im Namen der Coronakrise eigene Schulden zu machen. Wie diese benannt werden, sei mal dahingestellt. Bisher darf sie das nicht. Das bedeutet: Der Bundesbürger trägt dann die Schulden seiner Kommune (genannt Kassenkredite, obwohl die Kommunen eigentlich auch keine machen dürfen), seines Bundeslandes, der Bundesrepublik und anteilig der EU. Und das, obwohl die Zahl der „starken Schultern“ im laufenden Jahrzehnt auch bei uns deutlich abnehmen wird.

Das Recht steht im Weg

Größtes Hindernis auf dem Weg dahin ist das Recht. Artikel 125 im EU-Vertrag schließt nach wie vor die gegenseitige Schuldenhaftung in Europa aus. Auch nationales Recht steht dem entgegen. Das Etatrecht ist das Königsrecht und wichtigstes Kontrollrecht des Parlaments. Es würde mit der Befähigung Brüssels zum Schuldenmachen teilweise ausgehebelt. Hier wacht das Bundesverfassungsgericht. Vor ihm hat die Bundesregierung Respekt. Zumal die Schuldenvergemeinschaftung in der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt wird und das Verfassungsgericht eine hohe Reputation genießt.

Euroschulden untergraben das Haushaltsrecht des Bundestages

Mit Euroschulden wird das Königsrecht des Bundestags – das Haushaltsrecht – untergraben. Es würde wohl einige Jahre dauern, bis der Bundestag das ausgehebelt hat. Aber merke: So wie die Bundesbank, gegen die kein Kabinett regieren konnte, in die zweite Reihe gestellt wurde, wird auch das Verfassungsgericht kontinuierlich vom EuGH abgelöst. Immer mehr letztgültige Entscheidungen werden von den Verfassungsrichtern selbst nach Luxemburg delegiert. Doch selbst eine Verfassungs-Volte ist nach der nächsten Wahl nicht mehr auszuschließen. Wenn es darum geht den Euro und mit ihm Europa zu retten, ist der Politik kein Preis zu hoch.

Begünstigt wird diese Haltung durch das Inflations-Conundrum. Zahlreiche Wissenschaftler und mit ihr die Politik gehen mehr und mehr der Illusion auf den Leim, dass in der heutigen Welt mit ihren Überkapazitäten Gelddrucken keine Inflation mehr hervorruft. Daher nähert sich die öffentliche Meinung immer stärker dem Gedanken an, die Staatskassen direkt von der Notenbank auffüllen zu lassen. Was könnte man dann nicht alles machen? Die Infrastruktur auf Vordermann bringen. Trotz hoher Budgetdefizite die Steuern senken. Die Klimakrise bewältigen.

Fazit: Mit der Erlaubnis an Brüssel, eigene Schulden zu machen, würde Europas Solidarität und Solidität nicht gestärkt, sondern geschwächt.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang