Der IWF sucht den Exit
Der IWF will von der griechischen Schuldenbühne abtreten. Schon jetzt bereitet er den Exit vor.
Die jüngste Schuldentragfähigkeitsanalyse des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Griechenland sollte mit äußerster Vorsicht gelesen werden. Sie basiert auf unsauberen wissenschaftlichen Methoden und dürfte rein politisch motiviert sein. Die Analyse hat einige höchst zweifelhafte Grundannahmen. Vereinfacht gesagt gibt es zwei Modelle, die der IWF für seine Tragfähigkeitsanalysen anwendet: Eines wendet er auf Entwicklungsländer mit extrem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen an, die zugleich so gut wie keinen Zugang zu den privaten Finanzmärkten haben. Sie sind fast vollständig auf Finanzierungen von öffentlichen Geldgebern angewiesen. Das zweite Modell ist für Industrienationen geeignet, die ein deutlich höheres Pro-Kopf-Einkommen haben und sich selbst am Markt finanzieren. Griechenland ist ein Grenzfall. Beim Zugang zu den Finanzmärkten trifft Modell 1 zu, beim Pro-Kopf-Einkommen Modell 2. Doch das Industriestaaten-Modell wendet der IWF uneingeschränkt auf Hellas an. Resultat: Die Tragfähigkeit der griechischen Schulden verschlechtert sich deutlich. Ziel des IWF dürfte es sein, seine Kredite von den Eurostaaten abgekauft zu bekommen. Um sich dann aus Griechenland und der Troika zurückzuziehen. Insgesamt geht es noch um 21 Mrd. Euro. Die letzte Tranche wird 2022 fällig. In den Gerüchteküchen zwischen Berlin und Brüssel wird eine solche Vorgehensweise bereits heiß gekocht. Spätestens im Herbst dürfte sie weit oben auf der Tagesordnung stehen. Bereits in der Vergangenheit hatte der IWF mit seinen Forschungspapieren Politik durchgesetzt. Im Zuge der ersten Griechenland-Programme hatte der Fonds viel zu optimistische Prognosen erstellt. Diese ermöglichten es ihm überhaupt erst, als Teil der Troika aufzutreten. 2014 kam dann die Kehrtwende, als der IWF in einer Schuldentragfähigkeitsanalyse erstmals ein pessimistisches Szenario produzierte. Damals drückte der IWF die Tragfähigkeit nach unten, indem er einen durchschnittlichen Zinssatz von 3,5% pro Jahr annahm. Dagegen lag die tatsächliche Zinslast aber nur bei 2,1%.
Fazit: Die Kernbotschaft des IWF, dass die griechischen Schulden untragbar sind, dürfte dennoch grundsätzlich richtig sein. Die Übertreibung der Rechnungen zeigt aber, dass beim Fonds inzwischen die Devise gilt: Nichts wie raus aus Hellas.