Die Briten planen eine große Reform
Die britische Regierung will mit einer Vielzahl an Finanzdienstleistungs-Reformen die weltweite Finanzbranche wieder in die City of London locken. Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak hat jetzt die Einzelheiten vorgelegt. Sie betreffen Änderungen der Vorschriften für Börsennotierungen, den Handel mit Aktien, Anleihen und Rohstoffen sowie für Versicherungen.
London will vor allem wettbewerbsfähiger, offener, nachhaltiger und technologisch fortschrittlicher werden. Der britische Schatzkanzler zeigt damit besonders die Bereitschaft sich vom EU-Regelbuch abzukoppeln. An dessen Erstellung war Großbritannien noch selbst beteiligt. Jetzt haben sich die Prioritäten geändert. Sunak will, dass Großbritannien in diesem Jahrhundert mit neuen Technologien die Finanztechnologie anführt. "Zu lax" will Großbritannien jedoch nicht werden. Sunak versichert, dass die EU niemals einen Grund haben werde, Großbritannien wegen seiner geringen regulatorischen Standards abzuwehren.
MiFID im Fokus der Refomen
Die Reformen konzentrieren sich vor allem auf MiFID II. Es ist das Regelbuch der EU von 2018, dessen „ineffiziente Anforderungen“ abgeschafft werden sollen. Um Unternehmen in die City zu locken, will Sunak die Regeln für Börsengänge überarbeiten und die zweifache Volumengrenze abschaffen.
Finanzdienstleistungen machen den größten Exportmarkt Großbritanniens aus. Seit das Königreich dem europäischen Binnenmarkt vor sechs Monaten den Rücken zugekehrt hat, sind diese Reformen zunehmend dringlich geworden. Fast über Nacht hat das Land einen Aktienhandel im Wert von 8 Milliarden Euro pro Tag an Amsterdam und Paris verloren. Grund: Die Regeln in Brüssel lassen es nicht zu, dass diese Geschäfte in London bleiben. Im Rennen um " Special Purpose Acquisition Companies" (SPACS), Zweckgesellschaften, die gegründet werden, um Firmen zu erwerben und an die Börse zu bringen, hat London viel Geschäft an Frankfurt und New York abgeben müssen. Auch die Stärke der City of London als führender Markt im Derivathandel wurde in den zurückliegenden Monaten zunehmend untergraben. Gleichzeitig ist der Zugang zu den EU-Finanzmärkten über Äquivalenzbeschlüsse für das Post-Brexit Großbritannien kein Spaziergang.
Fazit: Die Finanzmarktreform eilt für London. Die Briten werden ihre Absichten somit schnell umsetzen wollen.
Spannend für alle Finanzmarkt-Interessierten