Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3120
Kein deutscher Widerstand gegen neue EU-Schuldenregeln

Die Kommission will die „eierlegende Wollmilchsau“

Euro auf hoher See in einem Rettungsring. © freie-kreation / stock.adobe.com
Die EU will mit einer Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts verschuldeten Staaten mehr Schulden-Freiheiten einräumen. Im Kern geht es um eine Aushebelung der Schuldenregeln. Die Bundesregierung wird und kann sich nicht gegen die Pläne stemmen.

Aus Berlin ist entgegen der eigenen Position kein "knallharter Widerstand" gegen die neuen geplanten EU-Schuldenregeln zu erwarten. Zwar hat die Bundesregierung die neuen Schuldenregeln in einem Positionspapier abgelehnt. Der Vorschlag der EU-Kommission setzt sich aber schlicht über die Bedenken aus Berlin hinweg.

Die Vorschläge der EU-Kommission zur „Reform“ des Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) wird die Schuldenaufnahme und den Schuldenabbau wieder nationalisieren. Damit verabschiedet sie nach dem TPI (FB vom 25.07.2022) endgültig vom Grundsatz der einheitlichen Regelungen innerhalb der Eurozone. Stattdessen laufen ihre Vorschläge auf eine Währungsunion der fragmentierten Pflichten und Verantwortungen hinaus.

EU will das Rundum-komplett-sorglos-Paket

Nach zwei Jahren Aussetzung des SWPs und steigender Schulden wäre eine Wiederkehr zum SWP notwendig. Ziel der Reformen der Kommission sei es, dass der Pakt nun "einfacher, transparenter und wirksamer wird, mit mehr nationaler Eigenverantwortung und besserer Durchsetzung, während er gleichzeitig Reformen und Investitionen ermöglicht und die hohen öffentlichen Schuldenquoten auf realistische, schrittweise und nachhaltige Weise reduziert". Norbert Tofall vom Flossbach von Storch Research Institute kommentierte, dass die „eierlegende Wollmilchsau im Vergleich dazu ein sehr bescheidenes Tierchen“ sei.

Die Kommission erhielte bei Umsetzung ihrer Vorschläge einen großen Ermessenspielraum bei der bilateralen Aushandlung individueller Schuldenabbaupläne. Das öffnet Tür und Tor für politisches Agieren, statt regelbasierter Pläne. Besonders wenn Regierungen wie Italien unter Giorgia Meloni die Schuldenregeln mit Füßen treten, verleitet der Reformvorschlag klein beizugeben. Zudem lässt er auch erahnen, wie die bilateralen Verhandlungen aussehen könnten, sollte die EU eine französische, italienische oder spanische Führung erhalten – wobei natürlich bereits Ursula von der Leyen keine vehemente Vorkämpferin konsequenter Fiskalpolitik ist.

Mögliche Auswirkungen der Reformen

Aus Sicht von FUCHSBRIEFE haben die Reformvorschläge drei langfristige Auswirkungen:

  • Die Bemühungen zur Inflationsbekämpfung der EZB werden durch steigende Schulden konterkariert. Das Inflationsniveau bleibt langfristig erhöht (FD vom 18.11.).
  • Die EZB kann die Zinsen nicht senken, während gleichzeitig die Schuldenstände steigen. Die Gefahr von Staatsbankrotten, insbesondere Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien (FB vom 06.10.2022) steigt. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone würde sich in diesem Szenario nur durch gigantische Vermögenstransfers verhindern lassen.
  • Die EU prolongiert ihre strukturellen Probleme – der Euro wird weiter geschwächt. Auch das importiert wiederum Inflation.
Fazit: Die Vorschläge dürften nicht so wie jetzt vorgelegt angenommen werden. Aber die grundsätzliche Richtung zur Aufweichung der klaren Regeln mit Rücksicht auf die hochverschuldeten Länder ist klar. Die Ampel-Koalition wird nicht opponieren. Sie hat bereits das TPI mitgetragen. Zudem wird das Stabilitätsziel von 60% Verschuldung beibehalten – wenn auch nur als welkes Feigenblatt.
Meist gelesene Artikel
  • Der Münchhausen aus dem Sauerland oder: Die Lüge als Staatsräson

Friedrich Merz spielt mit der Demokratie

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Lüge und Wortbruch sind in der Politik allgegenwärtig – Niccolò Machiavelli (1469–1527) hatte sie einst zum Handwerkszeug des cleveren Machtpolitikers erklärt. Doch was unterscheidet die Dreistigkeit eines Donald Trump von der „Weisheit“ eines Friedrich Merz? FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber wirft seinen Blick auf die „Kunst der politischen Täuschung“ in Deutschland. Er offenbart unbequeme Wahrheiten und wirft die Frage auf: Welche Lügen akzeptieren Wähler noch – und welche nicht mehr?
  • Fuchs plus
  • Klimaneutralität im Grundgesetz: Ein Blick in die Zukunft

Klimaschutz-Kritiker können zu Verfassungsfeinden werden

Die grundgesetzliche Festschreibung des Ziels "Klimaneutralität bis zum Jahr 2025" wird Wohlstand in erheblichem Ausmaß vernichten. Es wird eine Gesetzesgrundlage geschaffen, mit der zahlreiche wirtschaftliche Entscheidungen massiv beeinflusst und gesteuert werden. Außerdem besteht das Risiko, dass die Festschreibung im Grundgesetz zu großen Eingriffen in persönliche Freiheiten führen wird. FUCHSBRIEFE wagen einen Blick in die Zukunft.
  • Alarm am Anleihemarkt

Friedrich Merz kurbelt die Inflation an

Die EZB hat gestern ihr Bekenntnis zur Staatsfinanzierung abgelegt. Statt Vorsicht walten zu lassen, unterstützt sie den von Deutschland und Europa eingeschlagenen expansiven fiskalischen Kurs durch die Verbilligung des Geldes. Das kann nur eine Folge haben: anziehende Geldentwertung. Die Anleihenrenditen schießen bereits nach oben.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2025: Gies & Heimburger GmbH in der Ausschreibung

Mechanistische Herangehensweise ohne Empathie und Transparenz

Erstellt mit ChatGPT und CANVA
Die Gies und Heimburger GmbH ist ein bankenunabhängiger Vermögensverwalter und zugelassenes Wertpapierinstitut und bietet u.a. für Stiftungen Finanzportfolioverwaltung an. Der Fokus liegt dabei auf der Erwirtschaftung laufender Erträge und dem realen Vermögenserhalt. Hört sich zunächst für Stifter grundsätzlich gut an, wenn nur das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre.
  • Fuchs plus
  • Diamanten unter Druck: Zwischen Traditionswert und moderner Realität

Labordiamanten entzaubern natürliche Edelsteine

Der Markt für natürliche Diamanten gerät zunehmend unter Druck. Während die globale Nachfrage stockt, gewinnen Labordiamanten rasant an Bedeutung. Online lassen sich bereits hochkarätige Steine zu Preisen finden, die viele überraschen dürften. FUCHSBRIEFE liefern Ihnen einen aktuellen Überblick.
  • Fuchs plus
  • Umsatzsteuer: Unternehmer muss Nachweise liefern können

Differenzbesteuerung: Unternehmer trägt Beweislast

Der Bundesfinanzhot hat entschieden, dass das Finanzamt Unternehmen die Anwendung der Differenzbesteuerung verweigern kann, wenn korrekte Nachweise fehlen. Vertrauensschutzargumente des Unternehmers werden separat im Billigkeitsverfahren geprüft. Erfahren Sie mehr über die Anforderungen und Entscheidungen in diesem Fall.
Zum Seitenanfang