Mit dem Euro-Beitritt Lettlands und der Ankündigung Litauens, 2015 folgen zu wollen, steht die EU-Erweiterung im Nordosten vor dem Abschluss. Der Beitritt der wachstumsstarken Balten ist für die EU ein Gewinn, denn sie stärken das Lager der stabilitätsorientierten Länder innerhalb der Währungsunion. Allerdings bringt diese Erweiterung zusätzliches Konfliktpotenzial mit Putins Russland. Die große russische Minderheit speziell in Lettland (über 30% der Bevölkerung) bietet Moskau einen starken Hebel, um Einfluss auszuüben. Zudem hat sich Lettland nicht zuletzt Dank des großen Potenzials russischer Arbeitskräfte als Offshore-Bankplatz und Handelsdrehscheibe zum Westen für die russische Kundschaft positioniert. Das kann im Krisenfall auch zum Konflikt mit den Russen führen, wie sich in Zypern zeigte. Zudem besteht noch Anpassungsbedarf bei der Infrastruktur. Ein Beispiel liefert das Projekt Rail Baltica, die Erweiterung des europäischen Schnellbahnnetzes von Warschau durch die baltischen Staaten bis ins finnische Helsinki. Das baltische Eisenbahnnetz muss von der russischen Spurweite (1510 mm) auf das in Mittel- und Westeuropa übliche Maß (1435 mm) umgebaut werden. Angesichts der Konsequenz, mit der überall die Westintegration betrieben wird, dürfte aber auch dieses Problem bald gelöst sein.
Fazit: Aus Sicht der Balten liefert die Westintegration mehr Sicherheit und Schutz gegenüber dem russischen Nachbarn. Sie sind daher bereit, in die Stabilität der EU und ihrer Institutionen zu investieren.