Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1589
EU-Kommission

Europäische Union: Brüssel baut Europa zurück

Die EU-Kommission setzt sich gegenüber wichtigen Akteuren nicht durch. Das stärkt die Gegner der Europäischen Union.
Die Durchsetzungskraft der EU-Kommission erodiert zunehmend und bewegt die Brüsseler Bürokraten zu Rückzugsgefechten. Das wurde uns auf dem Deutschen Wirtschaftstag deutlich. Auf diesem forderte Digitalisierungskommissar Günther Oettinger (CDU) wortreich, die ehemaligen Telekom-Monopolisten in EU-Ländern künftig weniger stark zu regulieren. In der Regulierungspolitik wird der politische Schwenk Brüssels gut sichtbar. So mag Oettingers Vorstoß von ehrbaren Zielen getragen sein. Ihm geht es vor allem darum, die Investitionen in Kommunikationsnetze zu erhöhen. Allerdings ist Oettinger in entgegengesetzter Fahrtrichtung zur EU-Kommission unterwegs. Deren offizielle Linie ist es nach wie vor, die Ex-Monopolisten zu regulieren, um einen freien Kommunikationsmarkt zu schaffen. Ursache der heimlichen Kehrtwende des Kommissars: Die EU-Kommission konnte sich mit ihrer Telekom-Regulierung EU-weit nie richtig durchsetzen. Darum weicht Oettinger nun Ziele auf, die nie erreicht wurden. Öffentlich gibt die EU-Kommission zwar vor, keinen Richtungswechsel vollzogen zu haben, sondern ihrer bisherigen Linie zu folgen. Aber: Auch in anderen Bereichen führt sie ebensolche Rückzugsgefechte. Ein Beispiel aus der Haushaltspolitik: Kommissionspräsident Jean-Claude Junckers Äußerung, man werde bei den Verstößen gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt keine Strafen gegen unsere westlichen Nachbarn aussprechen, „weil es Frankreich ist“, sorgten Anfang Juni für Unmut. Die Denke und Argumentationslinie dahinter entspricht dem oben gezeigten Muster: Die EU-Kommission kann sich nicht gegen das starke Mitgliedsland Frankreich durchsetzen – darum verzichtet sie gleich darauf, die eigenen Regeln auch einzufordern. Dieser schwache Eindruck, den die EU-Kommission macht, stärkt ihre Gegner. Neben Großbritannien rumort es auch in anderen Ländern gewaltig. In Finnland und Dänemark finden EU-Gegner regen Zulauf. Die Umfragen zur EU-Mitgliedschaft sind in vielen Staaten verheerend. Wie das Brexit-Referendum ausgeht, werden wir morgen (Freitag) wissen. Doch auch bei einem Verbleib in der EU wird sich wahrscheinlich fast jeder zweite Brite gegen die EU ausgesprochen haben. Das dürfte auch bei einem Bremain zur Folge haben, dass die Briten weitere Ausnahmeregeln für sich fordern werden. Bleibt die EU bei ihrer Laissez-faire-Politik gegenüber ihren Mitgliedstaaten, gefährdet sie damit sich selbst. Die Mitgliedstaaten werden zunehmend versuchen, individuelle Sonderwege auszuhandeln. Letztlich droht eine Renationalisierung.

Fazit: Die EU-Kommission verzichtet zunehmend darauf, Regeln konsequent in den Mitgliedstaaten durchzusetzen. Damit untergräbt sie ihre Autorität und zerstört langfristig das EU-Fundament. Wenn jedes Land zunehmend macht, wovon es sich die größten Vorteile verspricht, erodieren die gemeinsamen Interessen und der Anspruch, Kompromisslösungen im Sinne aller EU-Länder zu suchen.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang