Finanzmärkte als Wahlkompass
Die vorgezogenen Wahlen in der Türkei werden von den internationalen Finanzmärkten maßgeblich mitbestimmt. Die Abwertung der Türkischen Lira hat zu einer rasanten Kapitalflucht von Inländern geführt. Ausländische Investoren nutzten die gesunkenen Preise von Unternehmen für ausgewählte Käufe.
Unterm Strich erhöhte sich das Leistungsbilanzdefizit. Präsident Recep Tayyib Erdogan hat deshalb die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen auf den 24. Juni vorgezogen, um noch mit einer einigermaßen positiven Wirtschaftsbilanz die Wahlen zu gewinnen. Das sieht bereits nach Torschlusspanik aus.
Parlament mit starker Opposition
Die parlamentarische Opposition hat in den vergangenen Wochen an Beliebtheit zugelegt. Hauptgrund dafür ist die allgemein als schlecht eingeschätzte Wirtschaftslage. Auch in der Türkei gilt: Eine Regierung wird abgewählt (und nicht eine andere gewählt). Dabei stützt die Regierung die Unternehmen nach wie vor. Doch der stärkere Dollar animiert Ausländer zum Kauf türkischer Anlagen zu günstigen Konditionen.
Erdogans Wunsch, die Türken sollten Lira kaufen, wird sich nicht erfüllen. Eher im Gegenteil: Er verstärkt das Misstrauen in die Lira auch bei den vaterlandstreuen Auslandstürken.
Es könnte also zu einer starken Opposition im Parlament kommen. Erdogan muss bei der Präsidentschaftswahl vielleicht in einen zweiten Wahlgang. Gefährdet ist seine Wahl damit nicht, aber seine Unantastbarkeit erhält einen Knacks.
Fazit:
Italiens Wahlkämpfer sollten genau hinschauen. Wer Märkte will, erlaubt auch, dass die sich eine eigene Meinung bilden. Sie sind die Wähler im Ausland.