Hohes Interesse an Rettung

Ein Bankrott der Ukraine ist äußerst unwahrscheinlich. Zwar braucht das Land Kredite in Höhe von 13 Mrd. US-Dollar zur Refinanzierung der Staatsanleihen und weitere 22 Mrd. US-Dollar, um weitere Schulden und Importe bedienen zu können. Allerdings haben sowohl Russland als auch die EU ein sehr großes Interesse an einer Rettung des Landes. Das Risiko für die EU lauert vor allem im Bankensektor. Laut Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sind vor allem österreichische (7,5 Mrd. US-Dollar) und italienische Geldhäuser (6 Mrd. US-Dollar) in der Ukraine investiert. Deutschlands Banken sind mit einer Milliarde US-Dollar engagiert. Gut 6,6 Mrd. US-Dollar umfassen die Investitionen von 400 deutschen Unternehmen im Land. Ein erheblicher Anteil davon ist von Euler Hermes versichert. Auch für Russland ist das Finanzsystem der Ukraine „too big to fail“. Russland ist der größte Gläubiger des Landes und hält schätzungsweise 50% aller Auslandsschulden des „Brudervolks“. Darüber hinaus exportiert Moskau 11% aller Waren in die Ukraine und bezieht 15% seiner Importe aus dem Land. Vor allem die russische Industrie wäre von einem Bankrott negativ betroffen. Hinzu kommt: Sowohl die EU als auch Russland sind auf die Ukraine als Gastransitland angewiesen. Würde die Ukraine morgen als Transitland komplett ausfallen, würde die EU 5,25% aller Gaseinfuhren verlieren. In Russland bräche rund ein Fünftel der Gasexporte weg. Aktuell fließen 80 Mrd. Kubikmeter russisches Gas an die EU über die Ukraine. Aktuell zögern die EU, Russland und auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hauptsächlich aus politischen Gründen und wegen der unklaren Verhältnisse. Brüssel und der IWF wollen kein falsches Signal an die europäischen Krisenländer senden. Das würden sie tun, wenn sie bedingungslos Geld an die Ukraine überweisen würden. Gibt es eine neue Regierung, wird gemeinsam politischer Druck aufgebaut. Dann wird auch Geld fließen.

Fazit: Wir rechnen fest mit einer Rettung der Ukraine. Dabei werden alle Seiten anstreben, eine Teilung des Landes zu verhindern.