Italien wird zum Hochrisikofaktor für die Währungsunion
Italien wird zum Hochrisikofaktor für die Währungsunion. Denn die Verschuldung droht unter der neuen Regierung endgültig aus dem Ruder zu laufen (FB vom 18.6.2018). Geht das Land den Verschuldungspfad, den die neue Regierung unter Matteo Salvini beschreiten will – mit 100 Mrd. Euro zusätzlichen Ausgaben –, wird der Schuldenstand des Landes in zehn Jahren bei rund 245% vom BIP (rd. 1,7 Bio. Euro) liegen. Aktuell sind es 130% – das ist das Doppelte von dem, was laut Maastricht zulässig ist. Das hat die LBBW durchgerechnet.
Bald hat Italien Griechenland in Bezug auf Staatsschulden in Prozent des BIP eingeholt. Die Staatsschuld läge in 10 Jahren bei 240%. Das heutige Haushaltsdefizit würde bei kompletter Umsetzung der angekündigten Maßnahmen auf ca. 8% steigen. Bei einem BIP-Wachstum von nominal 2% bei einem Zins von 3,5%, würden die Schulden regelrecht explodieren.
Best-Case-Szenario: Knapp 120% Staatsschulden nach 10 Jahren
Allerdings dürfte Italien diesen Weg kaum bis zum Ende gehen können. Denn der Rentenmarkt, würde zuvor „den Stecker" ziehen. „Italien würde vermutlich den Zugang zum Kapitalmarkt verlieren", glaubt LBBW Chefvolkswirt Uwe Burkert.
Das Sonnenschein-Szenario lässt aber auch nicht gerade ruhig schlafen. Denn danach lassen Italiens Schulden in 10 Jahren auch nur auf etwas unter 120% reduzieren. Italien zahlt derzeit etwa 63 Mrd. Euro Zinsen pro Jahr. Der durchschnittliche Kupon liegt bei 3,10%, die Laufzeit beträgt etwa 7 Jahre. Die Rendite der 7-Jährigen von 1,30% hat die LBBW als Durchschnitt für die Refinanzierung fälliger Schulden genommen. Etwa 180 Mrd. Euro werden pro Jahr fällig.
Ende 2019 wird es kritisch
Bislang „gewann" Italien also pro Jahr aus der Finanzierung der alten Fälligkeiten. Und zwar 180 mal 1,8%. Das sind 3,24 Mrd. Euro. Wenn Italien jährlich einen Überschuss im Primärhaushalt erzielt (ohne Zinsleistungen) und mit 2% nominal wächst, würden sich die Schulden im Laufe der 10 Jahre entsprechend reduzieren. Die EZB wird wohl erst Ende 2019 beginnen, die Zinsen zu erhöhen. Dann wird es kritisch für Italien.
Fazit:
Italien entpuppt sich möglicherweise als Totengräber der EWU. Das Risiko liegt bei 50%, wenn
nicht darüber. Tragisch, denn bei strikter Maastricht-Regelauslegung hätte das Land – wie Griechenland und auch Belgien – nicht in den Euro gedurft.