Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2004
IWF spielt Krisenszenarien für Italien durch

Italiener sollen Kursschock bei Staatsanleihen selber tragen

Italiens Regierung der politischen Extreme lockt die Bevölkerung mit finanziell unhaltbaren Versprechungen. Und reizt die Finanzmärkte und den Rest der EU. Ein Kursabsturz der Staatsanleihen ist möglich. Der IWF hat jetzt diverse Krisenszenarien durchgespielt. Das Ergebnis überrascht. Doch es wird die Italiener nicht begeistern.

Das haushaltspolitische Vabanquespiel der italienischen Regierung von Rechtsausleger Matteo Salvini alarmiert die internationale Finanzcommunity. Vizepremier Luigi di Maio hatte bereits anklingen lassen, dass das Haushaltsdefizit 2019 voraussichtlich erneut die kritische 3%-Marke (Maastricht-Vorgabe) reißen wird, doch auf Intervention von Finanminister Giovanni Tria dies zurückgenommen.

Italiens Staatsschulden liegen schon bei über 130% des BIP. Und Salvini hat der Bevölkerung zahlreiche unfinanzierbare Versprechungen gemacht (FB vom 12.7.). Die Anleger reagieren. Der Zinssatz für italienische Staatsanleihen lag zwischenzeitlch 3 Prozentpunkte über dem der deutschen.

Der IWF hat angesichts der kritischen Haushaltslage Italiens diverse Schockszenarien durchgespielt. Darunter einen Wertverlust der Staatsanleihen von 10%. Ergebnis: Italiens private Haushalte könnten einen Finanzschock gut wegstecken. Staatliche Eingriffe, die darauf abzielen, einen solchen Schock einzudämmen, wären kostspielig und kontraproduktiv. Ein Bailout würde 1 ½ Prozent des BIP kosten und die bereits schwache finanzielle Lage der Regierung verschlimmern.

Durchschnittsvermögen der Italiener wächst

Kurios: Während Italiens öffentliche Defizite weiter steigen, werden die Italiener im Schnitt immer wohlhabender. Das gesamte Nettovermögen der privaten Haushalte belief sich bereits Ende 2013 auf über 9 Billionen Euro. Das ist das 5 ½ -fache des BIP. Das Durchschnittsvermögen pro Haushalt liegt bei über 350.000 Euro und pro Kopf bei ca. 150.000 Euro (Bank of Italy, 2014). Selbst gegenüber der Situation vor der Finanzkrise hat sich die Vermögenssituation der Italiener laut IWF im Schnitt verbessert. Die Summe der finanziellen Vermögenswerte in allen Sektoren (Private, Unternehmen, Öffentliche) verdoppelte sich von Anfang 1995 bis 3. Quartal 2017 von 418 auf 843% des BIP.

Gemessen als Prozentsatz des verfügbaren Einkommens ist das Durchschnittsvermögen höher als in vielen anderen Ländern des Euroraums. Österreich, Finnland, Frankreich, aber auch Deutschland und Luxemburg liegen darunter. Nur Belgien und die Niederlande sind darüber. Sachvermögen – hauptsächlich Wohnungen –machen fast zwei Drittel des gesamten Nettovermögens aus. Der Rest sind vor allem Bargeld und Einlagen, Aktien und Versicherungen. Allerdings konzentriert sich das Vermögen bei etwa 20% der Bevölkerung.

Seit 1995 ziehen sich die Italiener aus der Finanzierung des eigenen Staates heraus. Sie geben ihr Geld lieber Pensionsfonds und Versicherungen. Die weniger vermögenden Bevölkerungsteile haben ihr Geld vorwiegend auf einlagengesicherten Bankkonten. Die Verbindlichkeiten der Regierung finanzieren dafür verstärkt der italienische Bankensektor und die italienische Zentralbank (also auch die EZB).

Fazit: Die IWF-Studie ist ein kaum versteckter Hinweis an die EZB und die EU. Die Italiener sollten die Suppe selbst auslöffeln, die ihnen die neu gewählte Regierung einbrockt.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang