Die Trennung der baltischen Staaten vom russischen Stromnetz macht Kaliningrad (ehemals Königsberg und Ostpreußen) zur Strominsel. Das Territorium ist nun energiepolitisch auf sich allein gestellt. Die Exklave, die bereits geografisch zwischen den NATO-Staaten eingekesselt ist, muss ihren Strom nun vollständig autark produzieren.
Obwohl Russland darauf vorgebaut hat, bleibt die Energieversorgung im Krisenfall fragil. Denn für Kaliningrad gibt es keine direkte Verbindung mehr zur russischen Energieinfrastruktur mehr. Das ist ein gravierender Wechsel: Denn seit circa 65 Jahren war das Stromnetz der baltischen Staaten eng mit dem von Russland und Weißrussland verbunden. Mit der jüngsten Abkopplung von Moskau sind Estland, Lettland und Litauen nun Teil des europäischen Verbundsystems (EV).
Autarkie mit Risiken
Die EU und NATO könnte diese neue Energie-Situation als Druckmittel gegen Russland einsetzen (z. B. in Friedensgesprächen). Allerdings hat Russland auch vorgesorgt. Die Exklave verfügt über drei Gaskraftwerke und ein Kohlekraftwerk und kann auch über Flüssigerdgas (LNG) versorgt werden. Zudem gibt es eine Gaspipeline von Weißrussland.
Dennoch ist die Lage für die Exklave nicht risikofrei. Sollte es zu einem Konflikt oder logistischen Problemen kommen, könnte die Energieversorgung in Kaliningrad ins Wanken geraten. Das ist besonders im Winter möglich, wenn der Energieverbrauch höher ist und Nachfrage stärker schwankt. Eine Blockade durch den NATO Staaten wäre für das Gebiet mit circa 1 Mio. Einwohner ein ernsthaftes Problem.
Eine Karte in zukünftigen Verhandlungen
Mit Finnland und Schweden in der NATO ist Kaliningrad nun in der Ostsee isoliert. Die Exklave ist bereits eine der am stärksten militarisierten Regionen Europas, mit Raketenabwehrsystemen und einem bedeutenden Marinehafen. Doch die zunehmende Isolation stellt Russland vor neue Herausforderungen.