Die Folgen des Zuwanderungs-Volksentscheids für den Schweizer Immobilienmarkt werden in den eidgenössischen Medien derzeit überzeichnet. Sicherlich nimmt die Unsicherheit für Investoren etwas zu. Auf dem Schweizer Wohnungsmarkt steht aber ohnehin eine Trendwende bevor, die Preisschwankungen mit sich bringen wird. Noch fehlen in der Schweiz 25.000 Wohneinheiten, um die Nachfrage zu bedienen. Grund: Der Wohnungsbau hat erst verspätet auf das 2007 abgeschlossene Freizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der EU reagiert. Die Zahlen der neuen Haushalte und die der Neubauten haben sich auf dem Niveau von jeweils 50.000 im Jahr angeglichen. Sinkt die Zuwanderung durch den Volksentscheid, wird zunächst die bereits vorhandene Lücke geschlossen. Wirkt das Votum tatsächlich abschreckend, geht die Zuwanderung nur allmählich zurück. Einwanderer tragen zwar laut der Immobilienberatungsfirma Jones Lang LaSalle zu 75% zum jüngsten Anstieg der neuen Haushalte (30.000 - 35.000) in der Alpenrepublik bei. Jedoch dürfte die Gesamtzahl der Haushalte in den nächsten zwei Jahren um 37.000-42.000 zurückgehen. Damit schließt sich gerade einmal die bestehende Lücke. Ohnehin ist die konkrete Ausgestaltung des neuen Gesetzes noch völlig unklar: Der Gesetzgeber hat drei Jahre Zeit, um den Volksentscheid umzusetzen. Investoren können ihre Kalkulationen entsprechend schrittweise anpassen. Auch die Ratingagentur Fitch sieht keine Anzeichen für einen starken Einbruch des Schweizer Immobilienmarktes. In den letzten sieben Jahren sind die Preise in diesem Segment stark gewachsen, letztes Jahr um 4%. Die Erschwinglichkeit kam an vielen Orten an ihre Grenzen. Deshalb könne ein Nachfragerückgang eher stabilisierend auf die Preise wirken. Von einem Preisverfall geht die Agentur nicht aus.
Fazit: Dass die Branche prophylaktisch Druck auf die Politik ausübt und dabei in den Medien breiten Widerhall findet, ist verständlich. Investoren können die angefangenen Projekte zu Ende führen. Renditeberechnungen bei neuen Projekten sollten aber angepasst werden.