Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
9374
Spanien wird zur zusätzlichen Gefahr für die Eurozone

Madrid kämpft mit heftigen Problemen

Spanien wird zu einer Gefahr für die Eurozone. Copyright: Pexels
Wenn über Gefahren für die Eurozone gesprochen wird, denkt der interessierte Zeitungsleser vermutlich zuerst an Griechenland und Italien. Doch auch ein anderes Land wird immer mehr zu einer Gefahr für den Euro: Spanien.

Spanien wird für die Eurozone zu einem immer größeren Risiko. Das südeuropäische Land, galt seit der Eurokrise lange Zeit als Positiv-Beispiel für den Erfolg der Euro-Rettungsschirme - im Gegensatz zu den Dauerkrisenstaaten Italien und Griechenland. 41,4 Mrd. Euro erhielt Madrid bis 2014 aus Brüssel. Dann erfolgte der Ausstieg. Die Staatsverschuldung Spaniens sank von 2014 bis 2019 von 100% auf 95% des BIP.

Besorgniserregend ist nun das erneut stark anziehende Schuldenwachstum. Nach Frankreich und Italien wächst der Schuldenberg Spaniens am drittschnellsten in der Eurozone. 2020 stieg er auf 123% des spanischen BIP an und liegt jetzt bei 1.200 Mrd. Euro.

Stärkster BIP-Rückgang in der EU im Jahr 2020

Im europäischen BIP-Vergleich (ex UK) belegt Spanien den vierten Platz, hinter Deutschland, Frankreich und Italien. Das BIP Spaniens brach 2020 um 12,8% ein. Italien verzeichnete „nur“ einen Rückgang von 10,6%, das deutsche BIP sank um 5%. Spanien bekommt daher mit 140 Mrd. Euro den zweitgrößten Anteil aus dem EU-Wiederaufbaufonds.

Lange Zeit gab die seit der Finanzkrise kontinuierlich sinkende Verschuldung der privaten Haushalte Hoffnung. Diese war damals einer der Hauptgründe für die spanische Euro-Malaise. Der Schulden-Einkommens-Quotient – also die Kredite und Verbindlichkeiten der Haushalte relativ zum verfügbaren Einkommen – lag 2009 noch bei 132%. Er sank dann kontinuierlich auf 93% im Jahr 2019 ab. Auch wenn die Zahlen für 2020 noch nicht vorliegen – Corona wird sie wieder deutlich in die Höhe getrieben haben.

Trauriger Jugendarbeitslosigkeit-Rekord

Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch. 2019 betrug sie 14,11%, 2020 stieg sie wieder auf 16,1%. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt bei 40,7%. Das ist trauriger Rekord in der Eurozone. Griechenland landet auf dem wenig ruhmreichen zweiten Platz: 35%. Italien weist eine Jugendarbeitslosigkeit von 29,7% auf. Spitzenreiter in Europa im positiven Sinn ist Deutschland mit 6,1%.

Weitere Hiobs-Botschaft für Spaniens Jugend: Die Löhne der Generation Z – also die der jungen Erwerbstätigen ab dem Jahrgang 1995 – sanken 2020 um 11,5%. Auch das ist trauriger EU-Rekord. Laut Allianz Research werden sie das Vor-Krisen-Niveau erst wieder 2025 erreichen. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass private Ausgaben in Bildung (Studium, Wohnheimplätze), der Grundstein für den Vermögensaufbau und Familiengründungen in die Zukunft verlagert werden müssen. Ähnlich wie Deutschland hat Spanien zudem mit einer zunehmenden Alterung seiner Gesellschaft zu kämpfen.

Politische Spannungen nehmen wieder zu

Außerdem kämpft Spanien nach wie vor mit separatistischen Problemen. Seit dem katalonischen Unabhängigkeitsreferendum haben 6.000 Unternehmen die iberische Wirtschaftsregion verlassen. Die einstige Musterregion Nordspaniens weist die höchste Verschuldung aller spanischen Regionen auf. Die internationalen Investitionen gingen seit 2017 um die Hälfte zurück. Nach den Regionalwahlen vom 14.02. streben die katalonischen Sozialisten ein neues Referendum an – Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Regierung in Madrid könnte nach aktuellen Umfragen nicht fortbestehen. Der Stimmenanteil der extremistischen Anti-Euro-Kräfte wächst.

Fazit: Die Staats- und Regierungschefs haben nicht ohne Grund die Chancen der Corona-Krise beim Schopf gepackt, Brüssel kreditfähig gemacht und diese neuen Schulden von den nationalen Verschuldungsquoten abgekoppelt. Hier wird noch eine Riesenbatzen neuer Verbindlichkeiten auf die Schultern von Europas Bürgern gelegt werden. Spanien lässt grüßen. Die Transferunion feiert fröhlich Urständ.

Hier: FUCHSBRIEFE abonnieren

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Die ewige Bestenliste der Vermögensmanager für Stiftungen 2025

Klasse mit Kontinuität: Wo Stiftungen richtig liegen

Thumb. Erstellt von Redaktion Fuchsbriefe, Bildquelle: Dall*e
Beständig besser statt einmal glänzen: So lässt sich die diesjährige Auswertung der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz zusammenfassen. Denn in der Welt der Stiftungen zählen nicht nur punktuelle Glanzleistungen, sondern vor allem langfristige Kompetenz, strategische Passung und Verlässlichkeit. Genau das bildet die Ewige Bestenliste 2025 ab – und sie bringt Bewegung in bekannte Verhältnisse.
  • Die Würde des Amtes verlangt Transparenz, nicht Kungelei

Schluss mit dem Hinterzimmer – Richterwahl neu denken!

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Der Fall Brosius-Gersdorf zeigt: Nicht die Medien, sondern das undurchsichtige Auswahlverfahren für Verfassungsrichter ist das eigentliche Problem. Wer Recht über alle spricht, sollte sich auch öffentlich erklären müssen. Deutschland braucht endlich öffentliche Befragungen, fordert FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
  • Mit Merz aufs falsche Pferd gesetzt

Politik in der Schieflage

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Zurück aus dem Urlaub zeigt sich FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber ein Deutschland im Wandel – doch zu vieles geht politisch weiter in die falsche Richtung. Politische Gegner sollen mit juristischen Mitteln ausgeschaltet, das Verfassungsgericht durch Personalrochaden auf Linie gebracht werden. Der Haushaltsentwurf ist Beweis für ein weiteres gebrochenes Versprechen der Regierung: deutlich mehr zu investieren. Viele Unternehmer nicken das ab, weil die Konjunktur etwas anzieht. Ein Fehler.
Neueste Artikel
  • Die Würde des Amtes verlangt Transparenz, nicht Kungelei

Schluss mit dem Hinterzimmer – Richterwahl neu denken!

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Der Fall Brosius-Gersdorf zeigt: Nicht die Medien, sondern das undurchsichtige Auswahlverfahren für Verfassungsrichter ist das eigentliche Problem. Wer Recht über alle spricht, sollte sich auch öffentlich erklären müssen. Deutschland braucht endlich öffentliche Befragungen, fordert FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
  • Fuchs plus
  • Krypto-Trends 2025: DePIN, RWA und KI-Investitionen im Aufwind

Starke Nischen im Krypto-Markt 2025

© picture alliance / Zoonar | Vladimir Kazakov
Trotz der verhaltenen Stimmung am Krypto-Markt zeigen 2025 einige Sektoren, wie DePIN, RWA und KI-Krypto-Anwendungen, besondere Stärke. DePIN verknüpft Blockchain mit realer Infrastruktur, während RWA Projekte reale Finanzprodukte digital abbilden. KI-Kryptos bieten zudem spannende Anwendungsfälle. Diese Entwicklungen ziehen institutionelles Interesse an und zeigen Potenzial über den kurzfristigen Marktzyklus hinaus.
  • Fuchs plus
  • Auswirkungen auf den australischen Dollar und Anlagemöglichkeiten

RBA überrascht mit stabilen Zinsen

© filipefrazao / iStock
Down Under liefert ein gemischtes Bild. Der Handelsstreit mit den USA sorgt für schlechte Stimmung, obwohl die USA nur gut 5% der Exporte Australiens auf sich vereinen. Viel wichtiger für australische Exporte ist China das mit einem Anteil von 37% dominiert. Zuletzt wurde die Einführung von Zöllen auf Kupfer kolportiert. Dennoch boomen Inlandskonjunktur und Zuversicht bei Unternehmen. Der Häusermarkt zieht an und der Konsum läuft. Gut für den Aussie und für Anlagen in Australien.
Zum Seitenanfang