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Spanien wird zur zusätzlichen Gefahr für die Eurozone

Madrid kämpft mit heftigen Problemen

Spanien wird zu einer Gefahr für die Eurozone. Copyright: Pexels
Wenn über Gefahren für die Eurozone gesprochen wird, denkt der interessierte Zeitungsleser vermutlich zuerst an Griechenland und Italien. Doch auch ein anderes Land wird immer mehr zu einer Gefahr für den Euro: Spanien.

Spanien wird für die Eurozone zu einem immer größeren Risiko. Das südeuropäische Land, galt seit der Eurokrise lange Zeit als Positiv-Beispiel für den Erfolg der Euro-Rettungsschirme - im Gegensatz zu den Dauerkrisenstaaten Italien und Griechenland. 41,4 Mrd. Euro erhielt Madrid bis 2014 aus Brüssel. Dann erfolgte der Ausstieg. Die Staatsverschuldung Spaniens sank von 2014 bis 2019 von 100% auf 95% des BIP.

Besorgniserregend ist nun das erneut stark anziehende Schuldenwachstum. Nach Frankreich und Italien wächst der Schuldenberg Spaniens am drittschnellsten in der Eurozone. 2020 stieg er auf 123% des spanischen BIP an und liegt jetzt bei 1.200 Mrd. Euro.

Stärkster BIP-Rückgang in der EU im Jahr 2020

Im europäischen BIP-Vergleich (ex UK) belegt Spanien den vierten Platz, hinter Deutschland, Frankreich und Italien. Das BIP Spaniens brach 2020 um 12,8% ein. Italien verzeichnete „nur“ einen Rückgang von 10,6%, das deutsche BIP sank um 5%. Spanien bekommt daher mit 140 Mrd. Euro den zweitgrößten Anteil aus dem EU-Wiederaufbaufonds.

Lange Zeit gab die seit der Finanzkrise kontinuierlich sinkende Verschuldung der privaten Haushalte Hoffnung. Diese war damals einer der Hauptgründe für die spanische Euro-Malaise. Der Schulden-Einkommens-Quotient – also die Kredite und Verbindlichkeiten der Haushalte relativ zum verfügbaren Einkommen – lag 2009 noch bei 132%. Er sank dann kontinuierlich auf 93% im Jahr 2019 ab. Auch wenn die Zahlen für 2020 noch nicht vorliegen – Corona wird sie wieder deutlich in die Höhe getrieben haben.

Trauriger Jugendarbeitslosigkeit-Rekord

Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch. 2019 betrug sie 14,11%, 2020 stieg sie wieder auf 16,1%. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt bei 40,7%. Das ist trauriger Rekord in der Eurozone. Griechenland landet auf dem wenig ruhmreichen zweiten Platz: 35%. Italien weist eine Jugendarbeitslosigkeit von 29,7% auf. Spitzenreiter in Europa im positiven Sinn ist Deutschland mit 6,1%.

Weitere Hiobs-Botschaft für Spaniens Jugend: Die Löhne der Generation Z – also die der jungen Erwerbstätigen ab dem Jahrgang 1995 – sanken 2020 um 11,5%. Auch das ist trauriger EU-Rekord. Laut Allianz Research werden sie das Vor-Krisen-Niveau erst wieder 2025 erreichen. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass private Ausgaben in Bildung (Studium, Wohnheimplätze), der Grundstein für den Vermögensaufbau und Familiengründungen in die Zukunft verlagert werden müssen. Ähnlich wie Deutschland hat Spanien zudem mit einer zunehmenden Alterung seiner Gesellschaft zu kämpfen.

Politische Spannungen nehmen wieder zu

Außerdem kämpft Spanien nach wie vor mit separatistischen Problemen. Seit dem katalonischen Unabhängigkeitsreferendum haben 6.000 Unternehmen die iberische Wirtschaftsregion verlassen. Die einstige Musterregion Nordspaniens weist die höchste Verschuldung aller spanischen Regionen auf. Die internationalen Investitionen gingen seit 2017 um die Hälfte zurück. Nach den Regionalwahlen vom 14.02. streben die katalonischen Sozialisten ein neues Referendum an – Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Regierung in Madrid könnte nach aktuellen Umfragen nicht fortbestehen. Der Stimmenanteil der extremistischen Anti-Euro-Kräfte wächst.

Fazit: Die Staats- und Regierungschefs haben nicht ohne Grund die Chancen der Corona-Krise beim Schopf gepackt, Brüssel kreditfähig gemacht und diese neuen Schulden von den nationalen Verschuldungsquoten abgekoppelt. Hier wird noch eine Riesenbatzen neuer Verbindlichkeiten auf die Schultern von Europas Bürgern gelegt werden. Spanien lässt grüßen. Die Transferunion feiert fröhlich Urständ.

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