Parteien: Gysi Präsident der Postkommunisten
Die postkommunistischen Parteien in Europa werden jetzt von Berlin aus geführt. Gregor Gysi wird Chef der 25 Parteien.
Gregor Gysi nimmt mit Blick auf die Bundestagswahl durch die Hintertür Einfluss auf das Berliner Geschehen. Gysi wird als zweiter Deutscher nach Lothar Bisky (bis 2010) Chef der 25 postkommunistischen Parteien in Europa. Allerdings nicht als Vorsitzender wie sein Vorgänger Pierre Laurent von den mittlerweile bedeutungslosen französischen Kommunisten, sondern als Präsident. Die Wahl Gysis soll den weitgehend erfolglosen Linken in der EU Profil bringen. Außer in Griechenland mit Syriza gab es zuletzt nicht viel, das sich die Linke auf die Fahne schreiben konnte und wollte. Umjubelter Star bei der Wahl in Berlin war denn auch deren Chef Alexis Tsipras. Die deutsche Linke soll ein gewichtigerer Faktor in Europa werden. So lautet Gysis Forderung. Sie zielt im Kern auf Deutschland. Der 68-Jährige will sein politisches Lebenswerk seit 1989 mit einer Regierungsbeteiligung der einstigen SED im Bund krönen. Den Boden bereitete er noch als Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Die Linke bekannte sich zur Mitgliedschaft in der EU, im Euro und in der NATO. Damit wurde sie für SPD und Grüne regierungstauglich. Der „deutsche Kurs“ des Realismus behagt nicht allen Gesinnungs-Genossen. Das wird in Gysis Wahlergebnis deutlich. Er bekam, obwohl ohne Gegenkandidaten, nur rund zwei Drittel der Stimmen. Doch ist die deutsche Linke die finanzkräftigste Gruppierung. Und einst wichtige kommunistische Parteien in Italien oder Frankreich sind bedeutungslos geworden oder ganz verschwunden.
Fazit: Gysi geht seinen Weg wie Martin Schulz bei den Sozialdemokraten. Der hat vorgemacht, wie man aus Brüssel/Straßburg Einfluss auf die deutsche Innenpolitik und in der eigenen Partei gewinnen oder behaupten kann.