Preise für EUAs zu stark gestiegen
Die Politik hat die Unternehmen beim Kauf von Emissionszertifikaten ins Bockshorn gejagd. Die Herausnahme von 25% der Zertifikate per 1.1.2019 hat im Vorfeld zu einer Überreaktion der Unternehmen geführt. Diese haben Zertifikate in Erwartung drastisch steigender Preise gebunkert – und damit dafür gesorgt, dass sich ihre Prophezeiung selbst erfüllt.
Innerhalb eines Jahres haben sich die Zertifikatepreise mehr als verdreifacht. Aktuell steht der Kurs bei 16,35 Euro pro EUA. Ein EUA (European Union Allowance) erlaubt die Emission von einer Tonne CO2.
Die derzeitigen Preise sind aber deutlich übertrieben. Das meint nicht nur der Energiehändler GETEC. Auch die Research- und Beratungsfirma Energy Brainpool glaubt, dass die Unternehmen derzeit um 65% überteuerte Preise zahlen. Das Beratungsunternehmen hält Preise um zehn Euro – auch nach der Reduktionsmaßnahme der EU – für angemessen.
Der Zertifikatepreis sinkt mittelfristig
Sollte das Szenario der Fachleute stimmen, werden die politischen Ziele zur Makulatur. Politisch gewünscht sind langsam, aber stetig steigende Preise. Um 2030 sollen sie bei etwa 30 Euro pro Zertifikat liegen. Dann sollen Erneuerbare Energien konkurrenzfähig sein und keine zusätzliche Förderung mehr benötigen.
Die derzeitigen Käufe auf Halde aber werden dazu führen, dass der Zertifikatepreis auf mittlere Sicht wieder sinkt. Bis 2023 soll er wieder auf das aktuell angemessene Niveau von zehn Euro absinken. Danach blieben der Politik dann noch sieben Jahre um das erklärte Preisziel von 30 Euro zu erreichen. Das würde eine Verdreifachung innerhalb kurzer Frist bedeuten – das völlige Gegenteil einer stetigen Entwicklung.
Gestiegene CO2-Emissionen und Reduktion der Zertifikate
Mit immer neuen Zielvorgaben sorgt die Politik selbst für die Verunsicherung am Markt. So hat die Bundesregierung entschieden, das Klimaziel 2020 zu kippen und die Kohleverstromung nicht einzuschränken. Eine hohe Nachfrage der Energiewirtschaft nach Zertifikaten bleibt damit erhalten.
Frankreich will wiederum eine Preisuntergrenze für EUA einführen. 20 europäische Länder planen einen Kohleausstieg, der sich über steigende EUA-Preise steuern lässt. Experten des CO2-Handelssystems erwarten, dass in Zukunft auch die Bereiche Verkehr und Wärme EUAs kaufen müssen.
Dennoch rechnen Fachleute nur mit marginalen Preiseffekten. Sie sind davon überzeugt, dass all diese Maßnahmen – sollten sie denn kommen – von den Einsparungen der Unternehmen durch technische Neuerungen überkompensiert werden. Das aber sei von den Zertifikateinkäufern in den Firmen falsch eingeschätzt worden – und habe am Markt zu übertriebenen Reaktionen und Fehlallokationen geführt.
Fazit:
Die dauernde Fummelei der Politik am Energiemarkt führt zu irrationalen Reaktionen und wird einen weiteren Vertrauensverlust in die Energiepolitik in Europa zur Folge haben.
Empfehlung:
Richten Sie sich bei Ihrer Einkaufspolitik – wenn möglich – auf mittelfristig wieder fallende Zertifikatspreise ein.