Produktivität: Steigerung durch Reformen
Die Produktivität in den größten Volkswirtschaften der Eurozone entwickelt sich unterschiedlich. Spanien gelang der Weg aus der Stagnation, Italien steht dies noch bevor.
Von den vier größten Volkswirtschaften der Eurozone gelang nur Spanien ein starker Anstieg der Arbeitsproduktivität. Während sich Deutschland und Frankreich seit 1995 weitgehend parallel aufwärts entwickelten, verharrt Italien seither in Stagnation. Auch Spanien stagnierte lange. Erst seit 2010 weist es eine stetig steigende Produktivität auf. Das Produktivitätswachstum ist die unmittelbare Folge harter Reformschritte. Madrid refinanzierte und reformierte den spanischen Bankensektor. Das Haushaltsdefizit wurde durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen gesenkt. Arbeitsmarktreformen lockerten den Kündigungsschutz und verlagerten Lohnverhandlungen auf die Unternehmensebene. Der Erfolg am Arbeitsmarkt steht allerdings noch aus. Die Arbeitslosenrate ist mit 22,7% (April 2016) immer noch sehr hoch. Die größten Sorgen bereitet nun Italien. Hauptursache des fehlenden Produktivitätswachstums in Italien sind die Regulierung und die ineffiziente öffentliche Verwaltung. Im Ease-of-doing-Business-Ranking der Weltbank liegt Italien hinter Ländern wie Weißrussland und Armenien auf Rang 45 (Deutschland: Platz 15, Spanien: 33). Aufgrund der Regeln insbesondere auch im arbeitsrechtlichen Bereich wachsen die Unternehmen nicht über eine bestimmte Größe hinaus. Kleine und Kleinstunternehmen beherrschen die Wirtschaft. Größere Unternehmen sind aber im allgemeinen produktiver. Immerhin hat Italien eine vorteilhafte Wirtschaftsstruktur. Die Industrie weist mit 23,39% nach wie vor einen hohen Anteil am BIP auf. Hier können hohe Produktivitätsgewinne erzielt werden, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Die nötigen strukturellen Reformen der Verwaltung bringen zunächst keine Kosten mit sich. Eine erste Reform des Arbeitsmarktes wurde von der Regierung Renzi schon 2014 gegen große Widerstände durchgesetzt.
Fazit: In der Entwicklung der Produktivität zeigt sich die Schwäche, aber auch das große Potenzial der südeuropäischen Länder.