Staatliches Schummeln
Die Jugendarbeitslosigkeit in der Eurozone wird maßlos übertrieben. Sie ist längst nicht so dramatisch, wie es die offiziellen Statistiken Glauben machen.
Quoten von über 50% erwerbsloser Jugendlicher unter 25 Jahren, wie sie für Griechenland oder Spanien ausgewiesen und regelmäßig zitiert werden – jüngst von tagesspiegel.de oder spiegel.de – sind eine statistische Luftnummer, die politischen Zwecken dient. Die zitierten Quoten sind aufgeblasen. Sie enthalten auch alle Studierenden und die in Fortbildung Befindlichen. Reduziert man die Zahlen auf diejenigen, die keine Erwerbstätigkeit ausüben und sich nicht in Aus- oder Fortbildung befinden, sind es weniger als ein Fünftel (so genannte NEET-Quote: Not in Education, Employment or Training). Bislang gibt es in der EU für diese Zahlen keine einheitliche, verbindliche Erfassungsregel.
Die politische Brisanz erklärt uns Klaus-Dieter Sohn vom Centrum für Europäische Politik (CEP). Nationale Regierungen hätten auf diese Weise ein „Schönerrechnungspotenzial“. Das werde sich im Herbst in Spanien vor den Wahlen zeigen. Plötzlich werde die Jugendarbeitslosigkeit deutlich niedriger liegen, bspw. durch betriebliche Beschäftigungsmaßnahmen. Das wird dann als Erfolg der jüngsten Regierungspolitik verkauft. In Deutschland werden die hohen Quoten von Politikern wie Gregor Gysi (Linke) aufgegriffen, um für Griechenland finanzielle Solidarität einzufordern. Die EU ist ebenfalls an hohen Jugendarbeitslosen-Zahlen interessiert. „Da kann sie für einen guten Zweck mit großer Geste Geld ausgeben“, so Sohn. Einen nennenswerten Effekt hätten die EU-Programme laut Sohn bisher nicht gezeigt. Dass die tatsächlichen Zahlen deutlich niedriger liegen, darauf deutet auch ein weiteres Faktum hin. Die 6 Mrd. Euro aus dem europäischen Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sind längst nicht ausgeschöpft worden. Fazit: Hinter der schlechten Nachricht staatlicher Schummelei verbirgt sich eine positive: Die Generation der heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist längst noch nicht mehrheitlich verloren.