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Brüssel drängt auf nachhaltige Landwirtschaft

Studie soll Verhandlungsposition der Kommission stärken

Brüssel drängt auf nachhaltige Landwirtschaft. Copyright: Pexels
Wer in eine Diskussion geht, braucht die besseren Argumente, um zu gewinnen. Dass das in der Politik nie ganz eindeutig ist, musste letztens die EU-Kommission bei der Verhandlung über eine gemeinsame Agrarpolitik erfahren. Darum ist die Kommission jetzt besonders an ihr politisch-opportunen Studien interessiert.

Die EU-Kommission will die Agrarsubventionen zukünftig nach weitaus strengeren ökologischen Vorgaben verteilen. Doch sie konnte ihre Position gegenüber den Mitgliedsstaaten, allen voran Frankreich und Deutschland, in der jüngsten Verhandlungsrunde über den Agrar-Haushalt nicht durchsetzen. Eine im Juni verabschiedete Linie zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist aus Sicht der EU noch unzureichend, um die Klimaziele zu erreichen. Auch Naturschutzverbände sowie der EU-Rechnungshof kritisieren die Maßnahmen der GAP als unzureichend angesichts der 378 Mrd. Euro Subventionen bis 2027. 

Nun beginnt Brüssel mit strategischem Weitblick, das Feld für die nächsten Verhandlungen über den Agrarhaushalt zu bestellen. So hat die Kommission gerade ein ungewöhnlich hohes Interesse an einer jüngst erschienen Studie zu den Vorteilen nachhaltiger Landwirtschaft. Das Pikante daran: Die Studie wurde mittelbar finanziert von der EU-Forschungsförderung, also von Brüssel selbst. Außerdem wurde sie an der Sorbonne in Paris erstellt, von einem ausgewiesenen Kritiker konventioneller Landwirtschaft.

Weniger Fleisch und mehr Kreislaufwirtschaft für die Landwirtschaft der Zukunft

Das Forschungsteam um den Wissenschaftler Gilles Billen vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) hat untersucht, wie die EU-Bevölkerung durch eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Lebensmittelimporte ernährt werden könnte. Dafür bedarf es laut Studie:

  • Eine Ernährungsumstellung der Gesellschaft von weniger tierischen Proteinen hin zu mehr pflanzlichen Proteinen
  • Einen effizienten Stickstoffkreislauf, bei dem das wichtige Dünge-Mineral nicht im Boden versickert
  • Und einen verstärkten Einsatz von Tierabfällen (Kot) zur Bodendüngung.

Mit diesen drei Hauptmaßnahmen könne die Lebensmittelproduktion gesteigert, die Boden- und Wasserqualität verbessert und die CO2-Emissionen halbiert werden.

Französische Politik hält die Hand über die Landwirte

Das französische Landwirtschaftsministerium ist an den Erkenntnissen der Billen-Studie nicht interessiert. Die Politik will die in Frankreich starke Agrar-Lobby bei Laune halten. Allerdings fährt Billen mit seinen Aussagen voll auf der Brüsseler Linie. Das liegt auch daran, dass er die Aussetzung der Beihilfen zur Erhaltung des ökologischen Landbaus als „katastrophal“ kritisierte.

Die neue Studie soll Brüssel als wissenschaftliche Argumentationshilfe dienen. Darum ist die EU-Kommission nun an weiter führenden Erkenntnissen interessiert und hat eine detailliertere Ausarbeitung der Studie bei den Wissenschaftlern in Auftrag gegeben.

Fazit: Die EU-Kommission instrumentalisiert die Wissenschaft. Das Ziel ist, mit der erweiterten Studie ihre Verhandlungsposition zu einer nachhaltigeren EU-Agrarpolitik gegenüber den Mitgliedsstaaten wissenschaftlich unterfüttern und so zu stärken. Die nächsten Diskussionen über den Agrar-Haushalt werden in spätestens drei bis vier Jahren wieder hochkochen.

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