Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3381
EU legt Mindestlohnstandards fest

Tarifpartnerschaft wird ausgehebelt

Symbolbild Mindestlohn. (c) m.schuckart/Fotolia
Es gibt sie noch, die harten Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitnehmern - doch sie werden immer irrelevanter. Die Politik, namentlich EU und Bundesregierung, will das ändern. Ob die beschlossenen Maßnahmen das erreichen, ist aber fragwürdig. Ein Akteur könnte darum bald gänzlich obsolet werden.
Die EU hebelt die Tarifpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus und politisiert so die Lohnentwicklung zunehmend. Das ist für FUCHSBRIEFE die Ableitung nach der Analyse der neuen EU-Mindestlohnrichtlinie. Die EU legt auch künftig keinen einheitlichen Mindestlohn fest. Der differiert in Europa zwischen 1,87 Euro je Stunde (Bulgarien) und 12,38 Euro je Stunde (Luxemburg). In Deutschland liegt der Mindestlohn derzeit noch bei 9,82 Euro je Stunde. Er steigt aber am 01.07. auf 10,45 pro Stunde und am 01.10 auf 12 Euro pro Stunde. 

Mindeststandards für die Lohnentwicklung vorgeschrieben

Die EU definiert künftig die Rahmenbedingungen und schreibt Mindeststandards für die Mindestlohnentwicklung vor. So will die EU, dass der Mindestlohn bei 60% des Median-Verdienstes aller Vollzeitbeschäftigten liegt. In Deutschland beträgt die Quote aktuell 48%. Nach den für dieses Jahr geplanten Mindestlohn-Erhöhungen, wird diese Lücke geschlossen.

Außerdem will die EU die Tarifbindung erhöhen und peilt 80% an. Für Deutschland ist das angesichts einer derzeitigen Tarifbindung von ca. 40% der Beschäftigten nicht einmal ansatzweise realistisch. Zumal die Tarifbindung seit 30 Jahren kontinuierlich abnimmt. Wird das EU-Ziel nicht erreicht, muss die Regierung einen Aktionsplan aufstellen. Mit welchen Maßnahmen die Politik die Tarifbindung erhöhen könnte, weiß nicht einmal das Bundesarbeitsministerium (BMAS). Gegenüber FUCHSBRIEFE heißt es: "Die weitere Prüfung bleibt abzuwarten."

Mindestlohn ersetzt Tarife

Da es in dem EU-Plan grundsätzlich an Sanktionsmechanismen fehlt, wird die Politik künftig noch stärker auf die Anhebung des Mindestlohnes fokussieren. Der Staat wird damit zur de-facto Gewerkschaft, die die "Tarife" in Form gesetzlich festgelegter Mindestlöhne vorschreibt - die dann natürlich auch auf die oberen Lohngruppen ausstrahlen. Es gilt dann das Motto: Mindestlohn statt Tarife. Die Gewerkschaften werden dadurch obsolet (FB vom 21.02.2022). 

Diese staatlich basierte Lohnfestlegung außerhalb der Tarifpartnerschaft ist insbesondere in Zeiten steigender Inflationsraten gepaart mit Personalknappheit problematisch. Aber auch der Blick auf den politischen Kalender ist interessant. Denn die Mindestlohnkommission legt im Juni 2023 ihren nächsten Beschluss vor und dann turnusgemäß zwei Jahre später, also kurz vor der nächsten regulären Bundestagswahl.

Erfolgsaussichten für Erhöhung der Tarifbindung gering

Ohnehin sind die Erfolgsaussichten einer solchen staatlichen Lohnpolitik gering. Das zeigen Auswertungen des Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Historie zeigt klar, dass der Staat seine Ziele nicht erreicht, wenn er in die Tarifautonomie eingreift. Das könnte auch diesmal der Fall sein. Denn in dem Maße, wie die Politik die Mindestlöhne vorschreibt verliert die Tarifbindung an Relevanz.

Fazit: Die EU greift künftig stärker in die Tarifpartnerschaft ein und hebelt sie zunehmend aus. In Deutschland wird der Mindestlohn so allmählich zu einem "Ersatz-Tarif" und die Lohnentwicklung insgesamt massiv politisiert.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Akkumulation vor dem nächsten Run

Bitcoin seltener als Gold

Die aktuelle Kurskorrektur des Bitcoin ist ein gute Kaufgelegenheit. Denn die Kryptowährung hat mit ihrem vierten „Halving“ einen Meilenstein erreicht. Das Netzwerk-Update dürfte den Kurs der Kryptowährung bald in Richtung Allzeithoch treiben. Denn derzeit ist der Bitcoin in einer Akkumulations-Phase vor dem nächsten Preis-Run.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
  • Fuchs plus
  • IT-Fachkräfte im EU-Ausland gewinnen

Recruiting-Hilfe für ausländische Fachkräfte

Flagge Europa © AB Visual Arts / stock.adobe.com
Unternehmen müssen IT-Fachkräfte im Ausland gewinnen. Da es in den anderen EU-Staaten ebenfalls an Softwareentwicklern, IT-Projektmanagern, Frontend- und Backend-Entwicklern mangelt, müssen die Firmen in Asien suchen. FUCHSBRIEFE haben sich angesehen, wie das Recruiting funktioniert und wer dabei hilft.
Zum Seitenanfang