Das renommierte Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung verweist in seinem aktuellen
Konfliktbarometer 2020 darauf, sich die Lage in der Ukraine entspannt. Die Kampfhandlungen zwischen der Ukraine und Russland seien auf dem niedrigsten Stand seit der Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 angekommen. Im vergangenen Jahr starben 55 ukrainische Soldaten und 34 ostukrainische Söldner. Das sei ein Hoffnungszeichen für den Friedensprozess in der Region.
Im Ukraine-Konflikt herrscht derzeit aber nur trügerische Ruhe. Denn schon bald dürfte die Situation wieder buchstäblich brenzlig und der Konflikt sehr heiß werden. Auslöser wird der inzwischen akute Wassermangel auf der Krim werden. Denn, so paradox es klingt: Die Krim gehört zu den wasserärmsten Regionen auf der Welt (Süßwasser). Die Halbinsel muss vom Festland aus mit Wasser versorgt werden. Das kam immer aus der Ukraine. Die hat die Wasserversorgung der Krim nach der Annexion durch Russland aber gekappt.
Krim sitzt auf dem Trockenen
Der von der Ukraine verursachte Wassermangel auf der Krim wird jetzt existenziell gefährlich. In den vergangenen Jahren ist es auf der Krim immer gelungen, die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. Insbesondere in den Wintermonaten haben sich die Stauseen auf der Halbinsel wieder mit Wasser gefüllt und brachten die Insel über die Sommermonate. Jetzt sind die Wasserreservoirs auf der Krim aber weitgehend leer. Inzwischen wird Wasser sogar stundenweise rationiert. Und der Sommer steht erst vor der Tür.
Der Wassermangel hat zwei problematische Folgen. Erstens ist die Grundversorgung der russischen Bevölkerung mit Wasser nicht mehr gesichert. Zweitens leidet der für die Krim so wichtige Tourismus-Sektor unter dem Wassermangel (über 6 Mio. Touristen p.a.). Hotels ohne Pool und ohne fließendes Wasser verlieren sehr schnell ihren Reiz. Auch die Landwirtschafft wird ohne Wasser nur noch darben. Damit verlieren die Menschen vor Ort ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage.
Keine technischen Lösungen in Sicht
In Russland werden darum gerade viele technische Lösungen diskutiert. So könnte eine Wasserleitung aus Südrussland auf die Krim verlegt werden. Der Wassermangel könnte auch über den Militärhafen Sewastopol gelindert werden. Die Umleitung selbst kleiner Flüsse in Richtung Krim wird diskutiert. Alle Maßnahmen sind aber nicht schnell und einfach umsetzbar und wären nur ein Tropfen auf den heißen Stein.